Zukunftskongress Migration & Integration:

dbb Vize: Ohne Personalverstärkung keine nachhaltige Integration

Auf dem 1. Zukunftskongress Migration & Integration am 16. März 2016 in Berlin haben über 600 Praktiker aus Politik, Verwaltung, Gewerkschaften und Wirtschaft, die an der Bewältigung des Flüchtlingszustroms mitarbeiten, über den ordnungspolitischen Rahmen, die Herausforderungen für die Gesellschaft und die Ausgestaltung eines Integrationsmanagements diskutiert. Der stellvertretende dbb Bundesvorsitzende Volker Stich hat die Belange der Menschen im öffentlichen Dienst vertreten und eine bessere Abstimmung der Verfahren zwischen Bund, Ländern und Kommunen sowie eine effektivere Kommunikation angemahnt.

Das Forum, an dem Stich teilnahm, stand im Zeichen des internationalen Dialogs: „Was machen andere anders/besser als wir? Können andere von uns lernen?“ Diesen Fragen gingen mit dem dbb Vize gemeinsam Romain Jeannottet (Schweiz), Roland Sprengler (Österreich), Dr. Georg Thiel (BAMF) auf den Grund. Da Österreich und die Schweiz über völlig andere Verwaltungsstrukturen als Deutschland verfügen, sei ein direkter Vergleich kaum möglich, es gebe allerdings Einzellösungen, die auch für andere Staaten interessant sein könnten. Beispielsweise handle die Schweiz nach dem Motto „schnell aber fair“ und stelle den Asylsuchenden kostenlosen Rechtsbeistand zur Seite. Ferner werde großer Wert auf die Weiterentwicklung des Chancenmanagements gelegt, das die Mitarbeiter in die Veränderung von Arbeitsprozessen einbinde.

Thiel führte aus, dass das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in diesem Jahr 1,1 Millionen Asyl-Entscheidungen treffen werde, und die Bearbeitungszeiten durch Spezialisierung und Digitalisierung auf 48 Stunden zurückgegangen seien. Spätestens nach zwei Tagen wisse ein Flüchtling, ob er zurückgeführt wird oder das weitere Asylverfahren durchlaufen muss. Benötigt würden mehr Führungskräfte und eine kontinuierliche Mitarbeiterqualifizierung.

Stich begrüßte die Maßnahmen zur Verfahrensvereinfachung, wies aber darauf hin, dass mit dem vorhandenen Personal die Integration der Flüchtlinge dauerhaft nicht bewältigt werden kann. Es müsse in allen Bereichen des öffentlichen Dienstes, von Kitas über Schulen bis zu Polizei und allgemeiner Verwaltung, dem Bedarf entsprechend Personal eingestellt und ausgebildet werden. Zur Verbesserung der Kommunikation zwischen allen Ebenen bekräftigte Stich seinen für Baden-Württemberg gemachten, aber bislang nicht realisierten Vorschlag: einen „Runden Tisch“ einzurichten, an dem Vertreter aus Politik, Gewerkschaften und Sozialverbänden Verfahrensweisen abstimmen könnten. „Wenn die Beschäftigten die Integration vor Ort nicht bewerkstelligen können, wird das Erreichte in Frage gestellt, und die hier vorgestellten weiteren Möglichkeiten bleiben Theorie. Die Menschen, die es machen, muss man mitnehmen“, sagte Stich.

 

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