10. Demografie-Kongress:

dbb würdigt Engagement der öffentlichen Verwaltung – Demografievorsorgende Stellenpolitik gefordert

Auf die riesigen Herausforderungen, die mit dem Flüchtlingsstrom nach Deutschland sowohl für die Gesellschaft als Ganzes als auch insbesondere für den öffentlichen Dienst verbunden sind, hat der stellvertretende Bundesvorsitzende und Fachvorstand Beamtenpolitik des dbb, Hans-Ulrich Benra, hingewiesen. „Deutschland ist sich seiner Verantwortung sehr bewusst und unternimmt auf allen Ebenen in Bund, Ländern und Kommunen enorme Anstrengungen, um die Menschen, die zu uns kommen, adäquat zu versorgen, unterzubringen, zu betreuen“, sagte Benra am 8. September 2015 auf dem 10. Demografie-Kongress Best Age des Behörden Spiegel in Berlin.

Er glaube, „dass - wie schon zu Zeiten der deutschen Einigung - die Verwaltung an großen gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen ihre eigentliche Stärke demonstriert“, fügte der dbb Vize hinzu. „Da sind die Kolleginnen und Kollegen der vielen Stellen in Bund, Ländern und Kommunen, die für die Aufnahme und Betreuung der Flüchtlinge zuständig sind, es sind die Kollegen der Bundespolizei und der Länderpolizeien, da sind die Kollegen der medizinischen und sozialtherapeutischen Betreuung, da sind die Sozialarbeiter und die Lehrer, die im jetzt neu beginnenden Schuljahr auch viele Kinder aus Flüchtlingsfamilien unterrichten und begleiten werden. Die Kolleginnen und Kollegen arbeiten und engagieren sich derzeit bis an die Grenze ihrer Belastbarkeit und leisten eine großartige und hoch motivierte Arbeit, die seitens der Politik und Gesellschaft auch anerkannt werden muss“, sagte Benra. Auch mit Blick auf Abordnung von Mitarbeitern zur Unterstützung konstatierte Benra, in vielen Behörden gebe es „eine große Bereitschaft, an dieser Herausforderung mitzuarbeiten“. Allerdings fehle das Personal dann an seiner bisherigen Stelle. „Das ist notwendig, es ist aber Aufgabe der Politik, den Bürgern offen zu sagen, dass es Einschränkungen geben wird“, machte der dbb Vize deutlich. Die Verwaltung sei nach ständigen Kürzungen und Wiedersetzungssperren „auf Kante genäht: Es gibt keine Reserven und die Altersstruktur bietet für die Zukunft keine hoffnungsfrohe Perspektive“.

So liege der Altersdurchschnitt im öffentlichen Dienst bei 45,1 Jahren – davon beim Bund bei 46,9, bei den Ländern bei 44,7 Jahren, in den IT-Bereichen sogar noch höher. „Demografische Vorsorge bedeutet, dass wir uns mit den verschiedenen Lebensphasen beschäftigen müssen“, sagte Benra mit Blick auf das diesjährige Motto des Demografie-Kongresses „Gut versorgt und selbst bestimmt – Eine moderne Gesellschaftspolitik für Jung und Alt“. So gehe es um berufliche Perspektiven und Fortbildung für ältere Beschäftigte, um flexible Beschäftigungsbedingungen und Vereinbarkeit von Karriere und Familie in der mittleren beruflichen Phase und um attraktive Bedingungen für Berufseinsteiger im öffentlichen Dienst. Benra bekräftigte die Forderung des dbb nach einer demografievorsorgenden Stellenpolitik. Dabei solle ein zentraler Stellenpool eingerichtet werden, aus dem den Bundesressorts temporär Planstellen und Stellen zur Einstellung von qualifiziertem Nachwuchs- und Fachpersonal in Mangelbereichen zur Verfügung gestellt werden können. Zudem setze sich der dbb – auch im Zusammenhang mit seiner Mitarbeit an der Demografie-Strategie der Bundesregierung - dafür ein, den Rahmen von Langzeitkonten in der Bundesverwaltung, auf denen Arbeitszeit angespart werden kann, zu erweitern.

Der dbb Vize und Bundesvorsitzende der komba gewerkschaft, Ulrich Silberbach, würdigte die besonderen Anstrengungen der kommunalen Beschäftigten im Zusammenhang mit dem Flüchtlingsansturm. In den Städten und Gemeinden werde großartige Arbeit geleistet. Silberbach, der am Nachmittag an einer Podiumsdiskussion unter dem Motto „Stadt der Zukunft – Was brauchen Kommunen zur Bewältigung des demografischen Wandels?“ auf dem Kongress teilnehmen wollte, sagte im Vorfeld: „Der demografische Wandel in den Kommunen fängt bereits mit der Kinder- und Familienfreundlichkeit an, geht über eine bezahlbare Wohnungsbaupolitik, über bürgerschaftliches Engagement bis hin zur einer Seniorenpolitik, die auf Teilhabe ausgerichtet ist. Schlüssel dazu ist eine Bewusstseinsänderung und natürlich eine entsprechende Personalausstattung in den Kommunen, da dort das Thema demografische Personalentwicklung, wie leider vieles, am Geld scheitert.“

 

Mehr zum Thema

Der dbb im Demografiedialog (www.dbb.de)

Internetseite zum Demografie-Kongress (www.best-age-conference.com)

 

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