EDUC: Bessere Chancen für Berufsanfänger

Am 4. März diskutierte der CESI-Berufsrat Bildung (EDUC) über die Frage, wie junge Menschen in Europa optimal auf ihr späteres Berufsleben vorbereitet werden können. „Es gibt in Europa eine Vielzahl verschiedener Bildungstraditionen. Es gibt nicht den einen, richtigen Weg zu guter Bildung. Doch in einem vereinten Europa steht kein Bildungssystem mehr für sich allein. Gerade deshalb ist es wichtig, sich auszutauschen und voneinander zu lernen“, forderte der stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Philologenverbands (DPhV) Horst Günther Klitzing. Der Berufsrat bestätigte zudem Claude Heiser, stellvertretender Vorsitzender des luxemburgischen CGFP, als Präsidenten und Horst Günther Klitzing als Vizepräsidenten in ihrem Amt. Neu als Vizepräsident gewählt wurde Salvatore Piroscia von der italienischen CONF.S.A.L.

Deutschland hat laut der aktuellen Statistik von Eurostat mit 7,9 Prozent die geringste Jugendarbeitslosigkeit in der EU. Angesichts dieser Zahlen hat die deutsche Bundesregierung zusammen mit sechs weiteren EU-Ländern und der Europäischen Kommission im Dezember 2012 ein Memorandum unterzeichnet. Ziel ist eine europäische Ausbildungsallianz und die Einführung eines Systems der beruflichen Bildung nach deutschem Vorbild. „Es kann aber nicht darum gehen, das deutsche System eins zu eins in diese Länder zu übertragen. Das kann nicht funktionieren“, mahnte Klitzing. Nicht der Export deutscher Ideen, sondern der Austausch solle die künftige Zusammenarbeit der europäischen Partner bestimmen.

Berthold Gehlert, Vorsitzender des Bundesverbands der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen (BLBS) und ebenfalls Mitglied in EDUC, erinnerte an die öffentliche Verantwortung für alle Bildungsbereiche. "Gerade die Berufsbildung darf nicht allein den Kräften des freien Marktes überlassen oder durch die Wirtschaft allein dominiert werden". Die erfolgreichen Partnerschaften von Betrieben und Schulen auf der lokalen Ebene müssten auch für die Politik als Ganzes prägend sein. Die Initiative der Bundesregierung für die Stärkung der dualen Ausbildung in Europa lobte er ausdrücklich, doch solle man auf überzogenes Eigenlob verzichten und den Reformbedarf im eigenen Land nicht ignorieren: "In Deutschland sind wir vom Idealbild einer gleichberechtigten Partnerschaft häufig weit entfernt. Die Interessen der Lernenden stehen nicht immer ausreichend im Mittelpunkt."

Auch CESI-Generalsekretär Klaus Heeger forderte ein Umdenken in Europa. „Junge Menschen müssen schon vor dem eigentlichen Berufseinstieg Praxiserfahrung sammeln. Es ist inakzeptabel, wenn in Europa 23 Prozent der jungen Menschen keine Arbeit haben und gleichzeitig zwei Millionen Stellen nicht besetzt werden können, weil es keine entsprechend qualifizierten Bewerber für diese Angebote gibt.“ Junge Menschen müssten besser auf die Arbeitswelt vorbereitet werden, erklärte Heeger: „Nur darf die Antwort nicht lauten, dass ausschließlich auf die Anforderungen des Marktes und gar nicht mehr auf die Bedürfnisse der jungen Menschen geschaut wird.“

 

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