HWWI-Studie zum Gender Pay Gap

Entgeltgerechtigkeit beginnt bei „Null“ Prozent

Beim Ausgleich der Verdienstunterschiede treten die öffentlichen Arbeitgeber auf der Stelle, fasste die Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, Helene Wildfeuer, die Ergebnisse einer aktuellen Studie des Hamburgischen WeltWirtschaftsinstituts (HWWI) zusammen. Nach HWWI-Berechnungen verharrt der sogenannte Gender Pay Gap zwischen Frauen und Männern im öffentlichen Dienst seit Jahren bei einem Wert um sechs Prozent.

„Echte Entgeltgerechtigkeit beginnt bei ‚Null‘ Prozent Verdienstunterschied. Darauf drängen wir seit mehr als zehn Jahren. Die Haltung der öffentlichen Arbeitgeber und Dienstherren muss sich hier entscheidend ändern. Die Politik muss endlich die Marschroute vorgeben, damit Frauen genauso viel verdienen können wie Männer“, machte Wildfeuer am 1. März 2018 deutlich.

Die bestehenden Gleichstellungsgesetze und das gesetzliche und tarifliche Verdienstgerüst wirkten zwar regulierend, schwächten benachteiligende Faktoren aber lediglich ab. „Auch im öffentlichen Dienst werden leitende Funktionen von Männern dominiert. Das verschiebt die Verdienstvorteile zu ihren Gunsten. Dieser Effekt wird im Sektor Erziehung und Unterricht besonders deutlich: Beamtinnen verdienen hier zwölf Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen“, stellte Wildfeuer heraus. Umso wichtiger sei es, die Zugangschancen von Frauen zu Führungspositionen zu verbessern. „Vor allem Teilzeitkräften müssen bessere berufliche Entwicklungsmöglichkeiten in allen Sektoren der öffentlichen Verwaltung eingeräumt werden. Der Schlüssel dazu liegt in der Implementierung von fortschrittlichen Arbeitszeitmodellen für Führungskräfte, bedarfsorientierten Vereinbarkeitsmodellen und einer diskriminierungsfreien Leistungsbeurteilung.“

Laut den Analysen des HWWI war der unbereinigte Gender Pay Gap im öffentlichen Dienst 2014 mit 5,6 Prozent gegenüber 2010 nahezu unverändert. Die Lücke in der Privatwirtschaft blieb im Vergleichszeitraum mit 21 Prozent etwa viermal so hoch. Dabei besteht laut HWWI-Studie kein klarer Zusammenhang zwischen der Verdienstlücke und dem Frauenanteil an den Beschäftigten in den einzelnen Sektoren. Der Verdienstabstand der Geschlechter ist im öffentlichen Dienst in Teilzeitjobs deutlich ausgeprägter als in Vollzeitjobs. Dabei sind unterschiedliche Entwicklungen in den unterschiedlichen Beschäftigungsfeldern zu beobachten. Während sich der Verdienstvorsprung der teilzeitbeschäftigten Frauen im Sektor „Erziehung und Unterricht“ zwischen 2010 und 2014 noch erhöht hat, ist er im Sektor „Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung“ etwas zurückgegangen.

Hintergrund:

Am 1. März 2018 hatte das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) die Studie zur „Verdienstlücke zwischen Männern und Frauen im öffentlichen Bereich und in der Privatwirtschaft“ vorgelegt. Darin werden erstmals Entwicklungen bei den Verdienstunterschieden im öffentlichen Dienst dokumentiert und von 2010 bis 2014 nachgezeichnet. Die Studie von Dr. Christina Boll und Andreas Langemann liefert damit erstmals seit 2009 neue Erkenntnisse zum Verlauf des Gender Pay Gaps und dessen Ursachen im öffentlichen Bereich. Die erste Analyse des Gender Pay Gaps im öffentlichen Sektor hatte seinerzeit das Statistische Bundesamt im Auftrag des Bundesministeriums für Familie Senioren, Frauen und Jugend durchgeführt. Gemeinsam mit der dbb bundesfrauenvertretung wurden die Ergebnisse am 9. September 2009 einem Expertengremium vorstellte.

 

zurück