Gegen das Vergessen

Gedenkstättenseminar in Nürnberg

In diesem Jahr fand das Gedenkstättenseminar der dbb jugend vom 17. bis 19. Mai 2019 nicht wie in den letzten beiden Jahren in Berlin, sondern in Nürnberg statt. Während der Zeit des Nationalsozialismus veranstaltete die NSDAP dort ihre Reichsparteitage.

Außerdem wurden dort die sogenannten Nürnberger Gesetze beschlossen. Diese sollten den Nationalsozialisten als Grundlage für die Ausübung ihrer antijüdischen Gesinnung dienen. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges entschieden sich dann die Siegermächte dafür, die Verhandlungen gegen die Hauptkriegsverbrecher in Nürnberg zu führen. Diese Prozesse sind allgemein bekannt als „Nürnberger Prozesse“.

Zu Beginn des Seminars am Freitagnachmittag besuchten die Gruppe das „Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände“ und erhielt eine ausführliche Führung durch die Ausstellung „Faszination und Gewalt“. Diese informiert eingehend über Ursachen, Zusammenhänge und Folgen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Dabei standen jene Themen im Vordergrund, die einen Bezug zu Nürnberg aufweisen (siehe oben). Insbesondere wurde durch die Ausstellung deutlich, wie die Nationalsozialisten versuchten, die Individualität des Einzelnen zu unterdrücken und wie durch Rassismus, Populismus und gezielte Propaganda die grausamen Verbrechen an der Menschheit erst möglich wurden.

Am Vormittag des zweiten Tages fand ein Argumentationstraining gegen rechte und populistische Sprüche durch die „Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus Bayern“ statt. Bei dem interessanten Seminar wurden die verschiedenen Formen von Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung besprochen. Im Anschluss wurden sehr nützliche Tipps erarbeitet, wie man mit schwierigen und komplizierten Situationen umgehen sollte.

Am Nachmittag wurde das „Memorium Nürnberger Prozesse“ besucht, inklusive einer Führung durch den Gerichtssaal, in dem von 1945 bis 1946 gegen die Hauptkriegsverbrecher verhandelt wurde. Thematisiert wurden dabei der konkrete Ablauf der Prozesse sowie allgemein die Wichtigkeit von fairen Prozessen und die Notwendigkeit von internationalen Gerichtsbarkeiten. Die Nürnberger Prozesse waren die ersten auf internationaler Ebene geführten Prozesse, bei denen die Vertreter eines zum Zeitpunkt ihrer Taten souveränen Staates für ihr Handeln zur Rechenschaft gezogen. Die von den Alliierten angewandten Grundsätze gingen als die sogenannten „Nürnberger Prinzipen“ in das Völkerrecht ein.

Am dritten und letzten Tag sah die Gruppe in einer Führung die noch vorhanden Bauwerke des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes. Dabei wurde den Teilnehmerinnen und Teilnehmern das Ausmaß des Gigantismus, des Größenwahns und der minuziös geplanten Propaganda der Nationalsozialisten bewusst. Beispielhaft sei hier die riesige, noch nicht fertiggestellte Kongresshalle genannt, die 50.000 Menschen Platz bieten sollte und nur für eine einzige Rede Hitlers pro Jahr im Rahmen der Reichsparteitage gedacht war. Auch das Zeppelinfeld mit der dazugehörigen Tribüne veranschaulicht, wie die NSDAP vorging, um riesige Massen zu manipulieren.

Auch in 2019 ist erschreckenderweise immer noch ein verstärktes Aufkommen rechter Kräfte, Parteien, Populismus und Extremismus im Allgemeinen festzustellen. Durch das Seminar zeigte sich eindringlich, welche schlimme Folgen Rassismus, Populismus, Ausgrenzung und Diskriminierung haben können. Wir alle gemeinsam sind in der Pflicht diesen Kräften entgegenzuwirken und in der Verantwortung die Menschenrechte, die Demokratie und ein friedliches Miteinander zu wahren.

 

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