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Gleichstellung: Behörden brauchen leistungsbasierte Führungskultur

Der Frauenanteil an Führungspositionen der obersten Bundesbehörden steigt laut Gleichstellungsindex 2021 zu langsam. Die dbb frauen fordern nun einen tiefgreifenden Wandel der Behördenkultur.

„Der Frauenanteil unter den Führungskräften in den obersten Bundesbehörden kommt nicht schnell genug voran. Noch dazu sind die Fortschritte nicht in allen Behörden gleich groß. Das zeigt auch, dass nicht alle Behörden mit dem gleichen Elan Frauenförderung betreiben. Absichtserklärungen in Frauenförderplänen reichen bei Weitem nicht aus. Die Behördenleitungen müssen Frauen auch befördern wollen“, mahnte Kreutz anlässlich der Veröffentlichung des aktuellen Gleichstellungsindex der Bundesregierung am 3. März 2022. Danach ist der Frauenanteil an Leitungspositionen in den obersten Bundesbehörden zwischen 2020 und 2021 um lediglich zwei Prozent auf 39 Prozent gestiegen. Der Anteil weiblicher Beschäftigter in den obersten Bundesbehörden liegt hingegen bei 55 Prozent.

Das im Führungspositionengesetz formulierte Ziel, die paritätische Besetzung der Führungspositionen in den obersten Bundesbehörden bis 2025 zu erreichen, drohe angesichts der nur schleppenden Fortschritte zu scheitern, warnte Kreutz. „Die ehemalige Regierung hat ihr ambitioniertes Ziel nur halbherzig verfolgt. Jetzt ist die Ampel-Koalition in der Bringschuld, das schwierige Erbe der Großen Koalition zu erfüllen. Und das ist nur zu schaffen, wenn sich die Behördenkultur grundlegend ändert“, stellte Kreutz heraus. Bislang würden Frauen mit dem nicht haltbaren Versprechen, alles haben zu können – Familie und eine steile Karriere – in den Bundesdienst gelockt. Doch sobald Beschäftigte etwa nach einer Elternzeit oder wegen eines Pflegefalls ihre Arbeitszeit reduzierten, fielen sie in vielen Behörden durch das Beförderungsraster. „Wer weniger als vollzeitnah arbeitet, erhält unterdurchschnittliche Beurteilungen. Das fällt seit Jahren auf und wir werden nicht müde, darauf hinzuweisen. Und dennoch wird dieses Problem weiterhin von einem Teil der Behördenleitungen konsequent unter den Teppich gekehrt“, bemängelte die dbb frauen Chefin.

Neben mehr Transparenz bei den dienstlichen Beurteilungsverfahren und der Etablierung geschlechtergerechter Leistungskriterien müssten auch Teilzeitmodelle als Standardarbeitsverhältnisse – insbesondere im höheren Dienst – aufgewertet werden. Laut Gleichstellungsindex führen lediglich 11 Prozent der Beschäftigten im höheren Dienst in Teilzeit. Die überwiegende Mehrheit (73 %) davon sind Frauen. „Führungsaufgaben müssen nicht nur in Teilzeit ermöglicht werden, auch Beschäftigte, die lange Jahre in Teilzeit gearbeitet haben – und das sind nun mal überwiegend Frauen –, müssen Leitungsfunktionen erreichen können. Das setzt eine Führungskultur voraus, die empathisch ist, Leistung belohnt und Überstunden nicht mit Produktivität gleichsetzt“, so Kreutz.

 

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