dbb Chef auf Demografie-Kongress:

Nachwuchsgewinnung für öffentlichen Dienst braucht neue Ideen und langen Atem

Um die Nachwuchsprobleme im öffentlichen Dienst in den Griff zu bekommen, sind neue Ideen gefragt. Das stellte dbb Bundesvorsitzende Klaus Dauderstädt auf dem Demografie-Kongress der Behörden Spiegel-Gruppe am 28. August 2014 in Berlin fest und warb darum, „jungen Menschen einen Job im öffentlichen Dienst schmackhaft zu machen“. In Zeiten verschärfter Konkurrenz reichten dafür die interessante und verantwortungsvolle Tätigkeit zum Nutzen der Gesellschaft, der sichere Arbeitsplatz und eine ordentliche Bezahlung nicht mehr aus, so der dbb Chef.

Wie drängend die Probleme sind, machte Dauderstädt anhand aktueller Fakten deutlich: Das Durchschnittsalter im öffentlichen Dienst liegt bei 44,6 Jahren, bei den Beamten in den Kommunen bei 45,8 Jahren. Der Anteil der über 60-Jährigen wird sich bis 2030 verdreifachen. Schon heute sind 30 Prozent aller Beschäftigten zwischen 50 und 60 Jahre alt. „Personalabbau hat der Staat in den vergangenen Jahrzehnten auf vielfältige Weise betrieben“, konstatierte Dauderstädt. „So sind in nicht wenigen Verwaltungen ohne Rücksicht auf die Altersstrukturen Defizite entstanden, die nachträglich kaum noch geschlossen werden können.“ In vielen Bereichen des Staatsdienstes gebe es „massive Unterbesetzungen“, etwa in den Schulen, wo 20.000 Lehrer fehlen, und in der Finanzverwaltung, wo mit zehn Prozent mehr Personal Milliarden Euro mehr Einnahmen gesichert werden könnten, die dem Staat zustehen. Den Polizeien des Bundes und der Länder fehlen 10.000 Beamtinnen und Beamte. „Bei Gesundheit und Verbraucherschutz ist der Staat ebenfalls auf dem Rückzug“, so Dauderstädt. „Gab es in den 1990er Jahren noch 4.000 Fachärzte in den Gesundheitsämtern, ist heute davon gerade noch die Hälfte übrig.“ Wenn es wirklich einmal zu einer Pandemie kommen sollte, sei Deutschland „nicht ausreichend gerüstet“. Im kommunalen Bereich gebe es einen aktuellen Fehlbedarf von 25.000 Beschäftigten, darunter 5.000 im Feuerwehrdient und 6.000 in den Job-Centern.

„Bei der Nachwuchsgewinnung im öffentlichen Dienst haben wir es mit einem längerfristigen Problem zu tun, nicht mit einer einmaligen Aktion“, machte Dauderstädt deutlich. Der dbb habe es übernommen, mit seiner Aktion „Die Unverzichtbaren“ in der auflagenstärksten deutschen Schülerzeitung „Spiesser“ und auf anderen Werbeflächen Reklame für solche Berufswege zu platzieren. Auf die Kampagne gebe es ein „überwältigendes positives Echo“, sie habe auch Eingang in die Demografie-Strategie der Bundesregierung gefunden. Dauderstädt machte zugleich klar: „Wir entlassen damit nicht die Dienstherren und Arbeitgeber aus ihrer Verantwortung, sich um ihre Personalentwicklung selbst zu kümmern. Aber wir spiegeln so auch das Interesse und vielfach inzwischen die Not der von uns vertretenen Beschäftigten, wegen der Unterbesetzung hohem, manchmal zu hohem Arbeitsdruck ausgesetzt zu sein.“ Auszubildenden und Anwärtern in der Verwaltung müsse eine Zusage für eine unbefristete Übernahme mit einer Karriere-Perspektive gegeben werden und der öffentliche Dienst sei gut beraten, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Erziehungs- und Pflegepflichten stärker zu betonen. Zudem müsse „einer generationsübergreifenden Mentorenrolle“ der Älteren Anerkennung verschafft werden.

Benra: Gesundheitsmanagement braucht höheren Stellenwert

Angesichts des demografischen Wandels müsse dem „Gesundheitsmanagement als Führungsaufgabe“ ein höherer Stellenwert gegeben werden, sagte der Fachvorstand Beamtenpolitik und dbb-Vize Hans-Ulrich Benra auf dem Demografie-Kongress. Denn vor dem Hintergrund eines steigenden Durchschnittsalters der Beschäftigten sei nicht nur die Nachwuchsgewinnung, sondern auch der Erhalt der Arbeitsfähigkeit des älteren Personals von entscheidender Bedeutung.

Die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Auswahl und die Qualifizierung der Führungskräfte seien bereits weitestgehend gegeben. Nun gehe es darum, für das Thema zu sensibilisieren und eine entsprechende Führungskultur in den Verwaltungen zu etablieren. „Dabei geht es um grundsätzliche Dinge, insbesondere eine echte Wertschätzung der Beschäftigten durch die Führungskräfte. Die Arbeitszufriedenheit ist grundlegend für die Gesundheit“, machte Benra deutlich. Auch müssten die Bedürfnisse älterer Menschen stärker berücksichtigt werden, da etwa in der Bundesverwaltung ein erheblicher Anteil der Fehlzeiten auf Langzeiterkrankungen zurückzuführen sei, die bei Personen über 45 Jahren statistisch gesehen häufiger auftreten. Benra: „Angesichts von 600 Millionen Euro an Kosten, die jährlich durch Personalausfälle entstehen, müssen wir dringend die Prävention stärken. Vorsorge erhält nicht nur die Gesundheit, sie schont auch den Haushalt.“

 

Mehr zum Thema

Der dbb im Demografiedialog (dbb.de)

Zur Internetseite des Behörden Spiegels (behoerden-spiegel.de)

 

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