dbb jugend protestiert vor Bundeskanzleramt

Öffentlicher Dienst: „Der Staat sieht alt aus“

Unter dem Motto „Der Staat sieht alt aus“ hat die dbb jugend heute mit einer Protestaktion vor dem Bundeskanzleramt in Berlin auf die schlechte Personalausstattung des öffentlichen Dienstes aufmerksam gemacht.

Astrid Hollmann, stellvertretende dbb Bundesvorsitzende, unterstützte die jungen Beschäftigten vor Ort. „Uns treibt die Sorge um die Qualität des öffentlichen Dienstes in Deutschland. Ausgedünnt durch den massiven Personalabbau seit der Wiedervereinigung, erwischen uns demografischer Wandel und Fachkräftemangel jetzt mit voller Wucht“, so Hollmann, „die Wirtschaft läuft uns beim Kampf um gute Mitarbeiter den Rang ab.“ Angesichts der aktuellen Altersstruktur in Behörden und Verwaltungen – 75 Prozent der Beschäftigten sind älter als 35 Jahre – und entsprechend hoher Krankenstände blieben wichtige öffentliche Dienstleistungen auf der Strecke. „Viele Beschäftigte sind am Anschlag und demotiviert. In diesem Zustand wird Deutschlands öffentlicher Dienst seine Funktions- und Leistungsfähigkeit nur schwerlich halten können“, warnte die dbb-Vize und forderte: „Hier muss dringend gegengesteuert werden. Der Staat bietet die Grundlagen für Allgemeinwohl und Wohlstand in Deutschland, und dafür braucht er Mitarbeiter, die sich dieser Aufgabe kompetent und mit Leidenschaft widmen. Wer die Besten für den öffentlichen Dienst will, muss auch Bestes bieten – Neiddebatten wie die aktuelle in Sachen Beamtenpensionen nach dem Merkel-Steinbrück-TV-Duell sind genau das Gegenteil davon. Der öffentliche Dient und seine Beschäftigten sind für alle da, daran arbeitet man sich nicht im Wahlkampf ab“, kritisierte Hollmann.

„Der Staat sieht in der Tat alt aus“, sagte dbb jugend-Chefin Sandra Kothe am Rande der Aktion. „In den kommenden zehn Jahren werden rund 700.000 Kollegen altersbedingt ausscheiden und damit eine aktuell nicht kompensierbare Personallücke aufreißen. Mehr als eine Million Stellen hat der öffentliche Dienst seit der Wiedervereinigung durch permanente Kürzungen und Verkleinerung des Personalkörpers verloren“, berichtete Kothe und kritisierte: „Anstatt trotz aller Haushaltsdisziplin gleichwohl vorausschauend und in Verantwortung für die öffentlichen Leistungen, die der öffentliche Dienst auch in Zukunft erbringen muss, für eine nachhaltige Rekrutierungsstrategie von Berufsnachwuchs zu sorgen, wurden auch Azubi- und Anwärter-Zahlen drastisch runter geregelt. Und nun sind alle ganz überrascht, dass die Verwaltungen völlig überaltert sind und qualifizierte Arbeitskräfte fehlen“, ärgerte sich die dbb jugend-Vorsitzende. „Es ist fünf vor Zwölf“, warnte Kothe: „Wenn der öffentliche Dienst sich jetzt nicht schleunig als attraktiver Arbeitgeber präsentiert und qualifizierten, motivierten Nachwuchs einstellt, wird er im Kampf um die besten Köpfe, der wegen des allgemeinen demografischen Wandels schon längst eingesetzt hat, den Kürzeren ziehen.“

Im Zuge der Aktion demonstrierte die dbb jugend anhand eines Zeitstrahls die Überalterung des öffentlichen Dienstes und verteilte Postkarten an Bürgerinnen und Bürger, auf denen die Personalprobleme näher erläutert werden.

 

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