9. Altersbericht der Bundesregierung

Teilhabe für Ältere Menschen braucht politisches Fundament

Die Teilhabe von älteren Menschen muss angesichts des demografischen Wandels zum zentralen Bestandteil politischen Handelns werden. Den aktuellen Kurs der Bundesregierung kritisieren die dbb senioren scharf.

„Wir stehen vor einer der größten Renten- und Pensionswelle aller Zeiten. Die Teilhabe der älteren Generation zu sichern, wird zu einer enormen Herausforderung. Jetzt müssen wir uns um Lösungen kümmern, damit die Älteren von Morgen in diesem Land gut leben können“, machte der Vorsitzende der dbb bundesseniorenvertretung Horst Günther Klitzing am 7. Juli 2022 deutlich.

Seinen Appell richtete Klitzing an die Kommission zur Erstellung des 9. Altersberichts der Bundesregierung, die am 6. Juli ihre Arbeit aufgenommen hat. „Die Altersberichtskommissionen der vergangenen Jahre haben stets gute Arbeit geleistet und sowohl Chancen als auch Missstände klar benannt. Wir erwarten, dass die Expertinnen und Experten alle Facetten der Teilhabe Älterer beleuchten, und dass die Politik die richtigen Schlüsse aus den Ergebnissen zieht“, so Klitzing.

Vor allem drängt der dbb senioren Chef auf die Umsetzung dringender infrastruktureller Verbesserungen im öffentlichen Raum. „Barrierefreie öffentliche Verkehrsmittel in der Stadt und auf dem Land sind Grundvoraussetzung für die physische Teilhabe von älteren Menschen am gesellschaftlichen Leben,“ stellte Klitzing heraus. Aber auch die Möglichkeit der Internetnutzung müsse flächendeckend ausgebaut werden, auch in Gegenden mit schwacher Infrastruktur und in Alten- und Pflegeeinrichtungen. „Der Zugang zu medizinischer Beratung über Telemedizin kann so verbessert werden. Aber auch um persönliche Kontakte zu pflegen, ist der Zugang zu digitalen Kommunikationsmitteln essenziell.“

Nicht zuletzt müsse auch dem Aspekt der politischen Teilhabe ein höherer Stellenwert eingeräumt werden. „Obwohl bei der Bundestagswahl knapp 39 Prozent der Wahlberechtigten älter als 60 waren, fehlt es an einer Politik für eben diese Gesellschaftsgruppe. Im Koalitionsvertrag werden Seniorinnen und Senioren und deren Belange gar nicht aufgeführt. Themen, Anliegen und Ziele, die ausschließlich sie betreffen, finden also nicht statt, das politische Fundament fehlt komplett. Die Älteren werden schlicht vergessen“, mahnte Klitzing. Das gelte aktuell angesichts steigender Lebenshaltungskosten: „Der Kurs der Bundesregierung ist selektiv diskriminierend und kontraproduktiv.“ So komme etwa die für September 2022 vorgesehen Auszahlung der Energiepauschale in Höhe von 300 Euro nur Erwerbstätigen zugute. „Der Aufruf an die Gewerkschaften, in den anstehenden Tarifrunden in Zurückhaltung zu üben, um die Inflationsspirale nicht zu befeuern, sondern sich mit Einmalzahlungen zufriedengeben sollen, ist vor diesem Hintergrund mehr als beschämend. Denn jede Tariferhöhung, die nicht stattfindet, vermindert das Auskommen im Alter zunehmend – für Tarifbeschäftigte ebenso wie für Versorgungsempfängerinnen und -empfänger“, so Klitzing.

Hintergrund:

Die Altersberichte der Bundesregierung gehen zurück auf einen Beschluss des Deutschen Bundestages vom 24. Juni 1994. Demnach hat die Bundesregierung die Aufgabe, in jeder Legislaturperiode einen Bericht zur Lebenssituation der älteren Menschen in der Bundesrepublik Deutschland zu erstellen. Die Erarbeitung der Berichte erfolgt durch weisungsunabhängige Sachverständigenkommissionen, die mit Expertinnen und Experten unterschiedlicher Fachrichtungen besetzt werden.

 

 

zurück