Mehrtägiger Warnstreik und Groß-Demo in Hamburg

Vom Bezirksamt bis zur Polizei – Rettungsschirm für Mitarbeitende des öffentlichen Dienstes

Mehr als tausend Tarifbeschäftige der Hamburger Landesbhörden befinden sich bis Mittwoch, 17. November 2021, im Warnstreik. 1.200 kamen zur Groß-Demo durch die Innenstadt.

„Während wir als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Hamburg von unserem Arbeitgeber im Regen stehen gelassen werden, spannt Finanzsenator und TdL Vize Andreas Dressel für gewinnorientierte Konzerne den Pandemie-Rettungsschirm auf und bietet ihn via 'twitter' wie Sauerbier an. Das ist nicht die Wertschätzung, die wir uns vorstellen - in Pandemie und Hochwasserkatastrophe klatschen, aber nun soll es für uns eine Klatsche geben. Nein, Danke!“, ärgerte sich Michael Adomat, stellvertretender Vorsitzender und Tarifchef des dbb hamburg, in seiner Ansprache vor den mehr als tausend Demonstrierenden. Als Protestaktion gegen die Verweigerungshaltung der Arbeitgeberseite, vertreten durch die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) spannten die Beamtinnen, Beamten und Tarifbeschäftigten ihre eigenen Rettungsschirme auf.

"Die schäbige und hinterhältige Verweigerungshaltung der Arbeitgeber lassen wir uns nicht mehr gefallen", unterstrich auch Liv Grolik, stellvertretende Vorsitzende der dbb jugend. "Die veraltete Denkweise der Arbeitgeber benötigt dringend ein Update! Wer gute Nachwuchskräfte gewinnen will, muss auch attraktiv sein. Für rituelle Trödelei und Leere-Taschen-Rhetorik fehlt den Beschäftigten und insbesondere dem Berufsnachwuchs jedes Verständnis", so Grolik.

Aufgrund des mehrtägigen Warnstreiks sind in der Hansestadt zahlreiche Bezirks- und Ortsämter, die Zulassungsstellen des Landesbetriebs Verkehr sowie die Finanzämter und Gerichte geschlossen oder nur eingeschränkt arbeitsfähig. Auch in Hamburger Strafvollzugseinrichtungen, bei der Hamburger Polizei, beim Hamburger Parkraum-Management und beim Rettungsdienst der Hamburger Feuerwehr haben Tarifbeschäftigte ihre Arbeit niedergelegt.

Hintergrund
Die Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes fordern für die Beschäftigten der Länder unter anderem eine Erhöhung der Tabellenentgelte der Beschäftigten um 5 Prozent, mindestens um 150 Euro monatlich (im Gesundheitswesen mindestens 300 Euro) sowie eine Erhöhung der Azubi-/Studierenden/ Praktikantinnen/Praktikanten-Entgelte um 100 Euro. Von den Verhandlungen betroffen sind etwa 3,5 Millionen Beschäftigte: Direkt ca. 1,1 Millionen Tarifbeschäftigte der Bundesländer (außer Hessen), indirekt ca. 1,4 Millionen Beamtinnen und Beamte der entsprechenden Länder und Kommunen sowie rund eine Million Versorgungsempfängerinnen und Versorgungsempfänger. Die dritte Verhandlungsrunde ist für den 27./28. November 2021 in Potsdam geplant.

 

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