Stellung von Alleinerziehenden auf dem Arbeitsmarkt stärken

Wildfeuer: Betreuungsgeld ist eine bittere Pille

Jede zweite nicht berufstätige Alleinerziehende würde gerne arbeiten. Diesen Wünschen sollten Bundesregierung und öffentliche Arbeitgeber dringend nachgehen, fordert die dbb bundesfrauenvertretung. „Es fehlen geeignete Jobs mit flexiblen Arbeitszeiten und Telearbeitsplätze, die Alleinerziehenden eine Vollzeitbeschäftigung ermöglichen. Parallel dazu mangelt es aber auch vielerorts an erschwinglichen und qualifizierten Ganztagsangeboten in der Kinderbetreuung“, kritisierte Helene Wildfeuer, Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, am 26. August 2013.

Eine besonders bittere Pille, die berufstätige Alleinsorgende zusätzlich schlucken müssten, sei das Betreuungsgeld. „Die neue Familienleistung erreicht nur jene Familien, die über ein Einkommen verfügen, dessen Höhe es dem erziehenden Partner erlaubt, überhaupt erst auf eine Berufstätigkeit zu verzichten. Wer allerdings alleine für das Familieneinkommen sorgen muss, wird doppelt geschröpft. Anstatt einen Zuschuss für die dringend nötige außerhäusige Betreuung zu erhalten, müssen alleinerziehende Mütter und Väter auch noch hohe Kosten etwa für die Kleinkindbetreuung aufbringen. Und das schmälert das meist ohnehin geringe Einkommen beträchtlich“, führt Helene Wildfeuer aus. Vor allem Müttern, die für ihren Nachwuchs finanziell allein aufkommen müssen, drohe ein erhöhtes Armutsrisiko. „Die Ehe ist längst kein verlässliches Gesellschaftskonstrukt mehr, welches Kinder und Frauen vor dem sozialen Abstieg schützt. Die Bundesregierung muss hier realistische Angebote machen, die die Stellung alleinsorgender Eltern auf dem Arbeitsmarkt stärkt. Auch muss der öffentliche Dienst sich seiner besonderen Verantwortung als Arbeitgeber bewusst werden und alleinerziehenden Müttern verstärkt Vollzeitstellen ermöglichen. Gleichzeitig geht es darum, entsprechende Betreuungsangebote zu schaffen, wie etwa Eltern-Kind-Arbeitszimmer und betriebliche Kindertagesstätten“, appellierte die Vorsitzende an die öffentlichen Arbeitgeber.

Alleinsorgende haben trotz ausgeprägtem Arbeitswunsch noch immer große Probleme überhaupt Arbeit zu finden: Derzeit beziehen zwei von fünf Alleinerziehenden SGB II Leistungen, sprich Arbeitslosengeld 2 oder Sozialgeld. Wie aus dem aktuellen Familienreport hervorgeht, ist beinahe jede fünfte Familie in Deutschland eine alleinerziehende Familie. Damit lebten im vergangenen Jahr mehr als zwei Millionen Kinder unter 18 Jahren in Haushalten mit nur einem Elternteil. 90 Prozent der Alleinsorgenden sind Frauen. Nach jüngsten Angaben der Bundesregierung arbeiten alleinerziehende Mütter deutlich häufiger in Vollzeit als Mütter in Paarfamilien. Danach waren 2012 rund 45 Prozent der Alleinerziehenden, aber nur 30 Prozent der Mütter in Paarfamilien Vollzeit erwerbstätig. Die höchste Erwerbstätigen-Quote weist mit 81 Prozent die Gruppe der Alleinerziehenden mit Kindern zwischen 15 und 17 Jahren auf.

 

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