Internationaler Tag des Ehrenamtes

Mehr Frauen ins Ehrenamt: Mut zusprechen reicht nicht

Damit mehr Frauen ein politisches oder gewerkschaftliches Ehrenamt wahrnehmen können, müssen die Rahmenbedingungen an weibliche Lebensrealitäten angeglichen werden.

„Gleichstellung in der Politik ist noch längst nicht erreicht. Bürgermeisterinnen zum Beispiel muss man mit der Lupe suchen – nicht einmal jedes dritte Mandat in der Kommunalvertretung ist mit einer Frau besetzt. Im Bundestag sind mittlerweile zwar mehr weibliche Abgeordnete als in der letzten Legislaturperiode vertreten, aber immer noch etwas weniger als 35 Prozent. Das zeigt, dass wir noch mehr tun müssen, um Frauen den Weg ins politische Ehrenamt zu erleichtern. Schließlich beginnt ehrenamtliches Engagement weit vor dem Mandat“, erklärt dbb frauen Chefin Milanie Kreutz mit Blick auf den Internationalen Tag des Ehrenamtes am 5. Dezember 2021.

Frauen Mut zuzusprechen, sich für verantwortungsvolle Ämter zu bewerben, reiche jedoch nicht aus, mahnte Kreutz. „Allem voran müssen Vorurteile gegenüber Frauen im Amt abgebaut werden. Fragen wie ‚Schaffst du das als Mutter‘ oder ‚Traust du dir das auch wirklich zu?‘ wollen Frauen in Politik und Gewerkschaft nicht mehr gestellt bekommen“, so die dbb frauen Vorsitzende.

Gefragt seien insbesondere die Amtstragenden selbst, kritisch zu prüfen, inwieweit sich Ansprache, Teilhabemöglichkeiten, Mitgliederwerbung, Wahlmodi, Nominierungsverfahren, Umgangsformen, Hierarchiedenken und Sitzungsverhalten geschlechterdiskriminierend innerhalb der eigenen Organisation auswirkten. Aber auch der Gesetzgeber habe noch Spielräume, um gerade Frauen den Schritt ins politische Ehrenamt zu erleichtern, betonte Kreutz: „Dazu zählt zum Beispiel die Ausweitung von gesetzlichen Freistellungsmöglichkeiten, rentenrechtliche Anerkennung oder steuerrechtliche Ausnahmeregelungen zur besseren Wertschätzung dieser wichtigen gesellschaftlichen Aufgaben des Ehrenamtes. Nicht zu vergessen ist die Förderung einer familienfreundlichen Arbeitskultur, die das Verständnis der fairen Teilung von Sorgetätigkeiten voraussetzt. Frauen übernehmen weiterhin durchschnittlich 52 Prozent mehr unbezahlte Sorgearbeit als Männer. Da bleiben am Tag auch weniger Stunden fürs Ehrenamt übrig.“

 

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