• Helene Wildfeuer

dbb enttäuscht über EU-Pläne zur Frauenförderung: „Die gläserne Decke muss weg!“

„Das Votum des Europäischen Parlaments für den Kommissionsvorschlag, mehr Frauen in Unternehmensvorständen zu verlangen, ist nur auf den ersten Blick erfreulich. Es gibt längst weiterreichende Vorschläge für eine fixe Quote. Deren Einführung wäre ein wichtiger Schritt auf dem weiten Weg zur vollen Chancengleichheit von Frau und Mann.“ Dies sagte Helene Wildfeuer, die Vorsitzende der dbb Bundesfrauenvertretung nach der Abstimmung im Rechtsausschuss und im Ausschuss für die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter des Europäischen Parlaments. „Die ursprünglichen Vorschläge von EU-Kommissarin Viviane Reding waren da viel zielführender“, schloss sich die stellvertretende dbb Bundesvorsitzende Kirsten Lühmann dem skeptischen Urteil der Frauenvertretung an.

„Da es schon nur wenige nationale Gesetzgeber geschafft haben, hier zu zukunftsfähigen Lösungen zu finden, hätte ich mir in dieser Frage von Europa mehr erwartet“, so Wildfeuer. Das europäische Antidiskriminierungsrecht verlangt dies nach ihrer Einschätzung. „Das Antidiskriminierungsrecht sollte die EU-Mitgliedstaaten auf Trab bringen, die sich teilweise sehr schwer damit tun, eklatante Ungleichbehandlungen abzustellen. Wir erwarten gerade in Deutschland, dass auch die neue Bundesregierung sich dieses wichtigen Themas erneut annimmt. Die bisherigen Ergebnisse sind alles andere als zufriedenstellend.“

Kirsten Lühmann, die auch Vorsitzende der CESI Fachkommission für Frauen und Chancengleichheit (FEMM) ist, sagte zum zeitgleich veröffentlichten Kommissionsbericht über Frauen in Entscheidungspositionen: Es ist gut, dass der Frauenanteil in Unternehmensvorständen zuletzt in zwanzig Mitgliedstaaten gestiegen ist. Insgesamt reicht ein EU-weiter Frauenanteil von 16,6 Prozent aber bei weitem nicht aus. Die gläserne Decke muss weg.“

Die EU-Kommission will mit ihrem Rechtsetzungsvorschlag dafür sorgen, dass das unausgewogene Verhältnis von Frauen und Männern in den europäischen Unternehmensvorständen behoben wird, sieht aber keine verbindliche Quotierung vor. „Es ist schade, dass das Parlament hier nicht mehr Mut hatte“, erklärte Lühmann. Sie befürchte, dass die Mitgliedstaaten im zuständigen Rat „Beschäftigung und Soziales“ die Richtlinie nicht weiter verbessern. „Bei den Frauen, die immerhin die Hälfte der Wählerschaft ausmachen, fehlt aber jedes Verständnis für weitere Verzögerungsspielchen. Die Zeit ist reif für einen echten Wandel.“

Helene Wildfeuer zeigte sich überzeugt, dass die Verabschiedung einer echten Quote auch im Interesse der Arbeitgeber liegt. „Der demografische Wandel und der damit einhergehende Fachkräftemangel macht es erforderlich, alle auf dem Arbeitsmarkt verfügbaren Ressourcen optimal einzusetzen. Wenn Frauen gegenüber Männern durchschnittlich über bessere Schulabschlüsse verfügen, dann stimmt etwas nicht, wenn nachher trotzdem viel mehr Männer als Frauen in den Entscheidungspositionen sitzen.“ Das gelte auch für den öffentlichen Dienst. „Der Gesetzgeber muss da noch viel tun, damit Frauen nicht nur in der Theorie, sondern auch effektiv alle Laufbahnen offen stehen.“

 

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