• Bildungsreise ins Baltikum
    Bildungsreise ins Baltikum

Bildungsreise ins Baltikum

Der öffentliche Dienst in Lettland und Litauen

Wie geht es Staat und Staatsbediensteten in Europa? Dieser Frage geht der dbb schleswig-holstein jährlich bei Bildungsreisen in europäische Städte und Regionen nach.

In diesem Jahr ging es Anfang September für eine Woche ins Baltikum. Auf dem Programm stand eine Vielzahl von Begegnungen und Gesprächen mit lettischen und litauischen Vertreterinnen und Vertreter von Gewerkschaften, Politik und Verwaltung. Der dbb auf Bundesebene und sein europäisches Dach, die Europäische Union Unabhängiger Gewerkschaften (CESI), unterstützten bei der Programmgestaltung. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus verschiedenen dbb-Fachgewerkschaften konnten viele interessante Eindrücke gewinnen und dabei auch die Lage in Deutschland teilweise neu reflektieren.

Beeindruckt zeigte sich der dbb Landesvorsitzende Kai Tellkamp vom großen Zuspruch der Menschen zu den Sanktionen gegen Russland. „Das ist auf die Geschichte zurückzuführen, die zweimal durch einen von Russland verantworteten Souveränitätsverlust der baltischen Länder geprägt ist.“ Den Menschen sei klar gewesen, dass eine neue russische Aggression kommen würde – sie hätten nur nicht gewusst, wann und wo genau. Gleichzeitig sei der Blick auf die soziale Lage in Lettland und Litauen ernüchternd. „Es stellt sich die Frage, wie die Menschen über die Runden kommen“, so Tellkamp mit Blick auf ähnliche Preisniveaus wie in Deutschland, aber sehr viel niedrigere Löhne und Renten. Die Inflation in den baltischen Republiken erreiche sogar deutlich höhere Werte als in Deutschland, liege aktuell in Litauen bei 22 Prozent. Staatliche Hilfspakete seien aber nicht in Sicht.

Viele öffentliche Dienstleistungen würden anders als in Deutschland bereits vollständig digital angeboten, nahezu alle Mitarbeitenden erhielten entsprechende Schulungen. „Der Fachkräftemangel ist aber auch im Baltikum ein allgegenwärtiges Problem“, so Tellkamp. „Da kommt es nicht gut an, wenn die ohnehin zu wenigen Fachkräfte auch noch von anderen europäischen Ländern – auch Deutschland – mit höheren Gehältern weggelockt werden.“ Die klammen öffentlichen Kassen seien auch im öffentlichen Dienst der baltischen Länder spürbar, die Personalgewinnung wegen geringer Bezahlung schwierig. Die Durchsetzung von Gewerkschaftsforderungen sei ein zentrales Thema der Partnergewerkschaften. Tellkamp zog ein positives Fazit der Informationsreise: „Der Austausch mit anderen europäischen Ländern hat eine hohe Bedeutung und sollte auf jeden Fall fortgesetzt werden.“

 

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