Europäischer Berufsausweis
Zu den Freiheiten im europäischen Binnenmarkt gehört die freie Berufsausübung. In der Praxis wird dies aber häufig durch uneinheitliche Abschlüsse und verschiedene Berufsbilder erschwert. Die Europäische Kommission prüft deshalb nun, einen Europäischen Berufsausweis für Krankenpflegepersonal, Ärzte, Apotheker, Physiotherapeuten, Ingenieure, Bergführer und Immobilienmakler einzuführen und befragte deshalb europaweit Interessensvertreter. Der Europäische Berufsausweis soll die Anerkennung der beruflichen Qualifikationen erleichtern und Angehörigen reglementierter Berufe ermöglichen, überall in der EU zu arbeiten. Dazu sollen die zuständigen Behörden der Herkunftsländer stärker einbezogen und elektronische Verfahren selbstverständlicher genutzt werden. Auch die dbb Gewerkschaften komba und BTB beteiligten sich an der Konsultation.
„Besonders in der Krankenpflege gibt es lange und umständliche Anerkennungsverfahren. Mobilität wird dadurch erschwert und häufig sogar ganz verhindert“, erläuterte der Vorsitzende der komba Gewerkschaft Ulrich Silberbach. „Wir brauchen deshalb dringend ein einfacheres, transparenteres und nutzerfreundlicheres Anerkennungsverfahren von Berufsqualifikationen.“ Der Europäische Berufsausweis könne ein wichtiger Baustein dazu sein. „Allerdings darf das einfachere Anerkennungsverfahren nicht dazu führen, dass die Qualität dabei leidet“, so Silberbach. „Problematisch ist allerdings, dass es in der Krankenpflege nach wie vor keine einheitlichen europäischen Standards gibt. Das muss sich dringend ändern, um europaweit die gleiche Qualität garantieren zu können.“
Bernd-Niesen, Vorsitzender der BTB Gewerkschaft Technik und Naturwissenschaft, weist zudem darauf hin, dass die Einführung des Berufsausweises nur mit weiteren Konsultationen der Interessensvertreter umgesetzt werden könne. „Es gibt viele nationale Besonderheiten, die bei einem solchen System bedacht werden müssen. Nur wenn die Praktiker befragt werden, kann sichergestellt werden, dass der Berufsausweis Mobilität erleichtert und nicht erschwert.“ Vor allem mit Blick auf die gesellschaftlichen Veränderungen sei dies dringend notwendig. „Die Arbeitsmärkte in Europa sind nicht mehr ausgeglichen. In einigen Ländern wie etwa Deutschland werden in einigen Jahren sehr viele Fachleute wie zum Beispiel Ingenieure fehlen, in anderen Mitgliedsländern sind sie trotz exzellenter Ausbildung arbeitslos. Da müssen wir dringend Brücken bauen.“