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IQB Bildungstrend: Politik darf sich nicht hinter der Pandemie verstecken

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE), der Deutsche Philologenverband (DPhV) und der Verband Deutscher Realschullehrer (VDR) haben sich am 1. Juli 2022 besorgt gezeigt, weil der „Bildungstrend“ des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) ein sinkendes Leistungsniveau bei Grundschülerinnen und -schülern festgestellt hat.

„Wer seit Jahren die personelle Unterdeckung an den Grundschulen – bei gleichzeitig wachsenden Aufgaben und zunehmender Heterogenität in den Lerngruppen – ignoriert, muss sich nicht wundern, wenn das messbare Leistungsniveau sinkt. Die politisch Verantwortlichen verweigern den Grundschulen, trotz besseren Wissens, seit Jahren die Ressourcen, die sie für die Erfüllung ihres Bildungsauftrags benötigen. Wer individuelle Förderung ins Schulgesetz schreibt, muss auch die notwendigen Voraussetzungen für die Umsetzung schaffen. Die Politik ist unehrlich, wenn sie jetzt für das rückläufige Leistungsniveau vor allem die Schulschließungen ins Feld führt und damit versucht, das eigene politische Versagen zu kaschieren“, sagte VBE Chef Udo Beckmann. „Es ist allein dem Engagement der im System befindlichen Grundschullehrkräfte zu verdanken, dass das Kartenhaus Grundschule nicht schon längst zusammengebrochen ist. Was nützt es, wenn die Defizite in regelmäßigen Abständen durch Untersuchungen offengelegt werden, die Politik die Grundschulen aber trotzdem weiter im Regen stehen lässt?“

Der DPhV wies ebenfalls darauf hin, dass bereits 2016 signifikante Lernrückstände gemessen worden seien. Der Leistungsrückschritt könne also nicht nur mit den Auswirkungen der Pandemie begründet werden. „Die jetzigen Ergebnisse bestätigen den Eindruck vieler Gymnasiallehrkräfte, dass das Leistungsniveau der Grundschülerinnen und -schüler beim Übergang auf die weiterführende Schulart gesunken sei. An den Grundschulen muss mehr auf den Lernerfolg geachtet werden“, erklärt die DPhV Bundesvorsitzende Susanne Lin-Klitzing. Sie appellierte an die Kultusministerkonferenz (KMK), die Lern- und Leistungsziele für die Grundschülerinnen und -schüler zu erhöhen und die neuen Bildungsstandards für die Grundschulen für ambitionierte Ziele im Deutsch- und Mathematikunterricht nach oben zu korrigieren.

Auch Jürgen Böhm, VDR Bundesvorsitzender und dbb Vize, machte deutlich: „Die negativen Ergebnisse deuteten sich bereits 2016 an und haben sich in den vergangenen Jahren weiter verstärkt. Allein vom Schönreden auf der einen Seite oder dem Jammern auf der anderen Seite werden die Ergebnisse in Deutsch und Mathematik in den Grundschulen nicht besser.“ Natürlich habe auch die Corona-Pandemie zu den Ergebnissen beigetragen. Das sei jedoch nicht der Hauptgrund. Wichtiger seien die mangelnde Leistungsorientierung in den Grundschulen und ein immer weiteres Einebnen der Anforderungen in den Basisfächern. „Wenn man zunehmend von Grundschulen ohne Noten sinniert, sich in pseudopädagogischen Vermittlungsstrukturen und Experimenten ergeht, Förderschulen abschafft, muss einen das Ergebnis nicht verwundern“, so Böhm. „Hinzu kommen sich verschlechternde Rahmenbedingungen wie Lehrkräftemangel, zunehmende Aufweichungen der Lehrkräfteausbildung mit Verkürzung des Referendariats bis hin zu fehlenden qualitativ ausreichenden Seiteneinsteigerprogrammen.“

 

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