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PISA: Leistungen deutscher Schülerinnen und Schüler sind durchschnittlich

Lesekompetenz, Mathematik und Naturwissenschaften: In diesen Bereichen werden 15-jährigen Schülerinnen und Schüler bei den PISA-Studien getestet. Bei den aktuellen Daten (von 2018, vor-gestellt am 3. Dezember 2019) liegen die Leistungen der deutschen Schülerinnen und Schüler leicht über dem Durchschnitt aller Staaten in der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).

Grundsätzlich freute sich die Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes (DPhV) Susanne Lin-Klitzing über dieses Ergebnis, mahnte allerdings: „Worauf wir achten müssen: In der Langzeitentwicklung gehen die guten Leistungsergebnisse in der Lesekompetenz, den Naturwissenschaften und Mathematik zurück.“ Sie leitete drei Arbeitsaufträge für die Bildungspolitik ab: Erstens müssten Schulen in sozioökonomisch-schwachem Umfeld besonders gestärkt werden. Zweitens müsste die Politik weitere Maßnahmen gegen den Lehrkräftemangel gerade im MINT-Fächern an weiterführenden Schulen ergreifen. Drittens gelte es, den Blick über die bei PISA getesteten Fähigkeiten hinaus zu schärfen, so etwa die Vermittlung einer humanistisch begründeten Werthaltung.

Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) kritisierte erneut vehement, dass sich laut der Studie der Zusammenhang von Bildungschancen und sozio-ökonomischen Hintergrund weiter verfestigt. „Da es nach wie vor nicht gelingt, den Zusammenhang zwischen sozio-ökonomischen Hintergrund und Bildungschancen aufzuweichen, wird die Schule zur Sozialfalle.“ Den Reformwillen, den der erste „PSA-Schock“ einst ausgelöst habe, könne er heute nicht mehr erkennen. „Die Kultusministerien wirken zunehmend ratlos, welche Maßnahmen noch helfen könnten. Dabei ist es so einfach wie simpel wie naheliegend: Wir brauchen mehr Personal in Schule und die Unterstützung durch multiprofessionelle Teams, damit wir das Versprechen, das die Politik der Gesellschaft und insbesondere den Eltern gibt, nämlich die individuelle Förderung aller Kinder, auch wirklich einlösen können.“

Der Bundesvorsitzende des Verbandes Deutscher Realschullehrer (VDR) und dbb Vize Jürgen Böhm hinterfragte in seiner ersten Stellungnahme die Aussagekraft der PISA-Ergebnisse. „Die scheinbaren Siegerländer wie China glänzen nicht gerade durch demokratische Grundstrukturen. Man muss genau hinschauen. Das ist nicht die Bildung, die wir in Deutschland wollen: Wir wollen nicht gute Leistungen durch Autoritäten erzeugen und die Schüler nicht mit diesem Druck nach Leistung überfrachten. Natürlich wünschen wir uns Spitzenplätze in den Bildungsstudien, aber nicht um jeden Preis. Aufklärung, die Befähigung zu Selbstbestimmung und demokratische Bildungstraditionen müssen die Grundlage zukunftsorientierter Bildung sein.“ Laut Böhm bilde die PISA-Studie auch die unterschiedlichen und mitunter sehr leistungsstarken Schularten und das differenzierte Schulsystem in Deutschland zu wenig ab: „In den Bundesländern mit einem äußeren differenzierten Schulsystem, in dem noch die einzelnen Schularten und Bildungswege ausgeprägt sind, zeigen sich in nationalen Studien und Leistungstests beste Ergebnisse und Spitzenplätze, die letztlich auch für die passablen internationalen Ergebnisse herhalten müssen.“

 

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