9. Frauenpolitische Fachtagung – Karrierek(n)ick Kind

„Gut ausgebildete Frauen, die aufgrund mangelnder Betreuungsangebote und unflexibler Arbeitszeiten mehrere Jahre pausieren müssen, fehlen unfreiwillig im Verwaltungsbetrieb. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und angesichts des Fachkräftemangels ist es unverantwortlich ihre Potentiale nicht zu nutzen oder diese gar zu vergeuden," sagte Helene Wildfeuer, Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung am 29. März 2012 zur Eröffnung der 9. Frauenpolitischen Fachtagung „Karrierek(n)ick Kind: Beruflicher Wiedereinstieg – Aber wie!“ in Berlin.

Zwar sei der öffentliche Dienst mit seinen gesetzlichen Regelungen zum Schutz beschäftigter Eltern weiter als die freie Wirtschaft. Doch böten diese nur eine vermeintliche Sicherheit. „Ich erlebe es immer wieder, dass Wiedereinsteigerinnen mit Tätigkeiten abgespeist werden, die weit unter ihrer Qualifikation liegen. Und je länger sie aussteigen, desto niedriger ist die Verantwortung, die man ihnen nach der Rückkehr überträgt“, betonte Wildfeuer. Die Aussicht auf eine höher dotierte Position rücke damit oft in unerreichbare Ferne – vor allem auch, weil viele Mütter in Teilzeit zurückkehrten und Stellen mit Führungsverantwortung kaum mit Teilzeitkräften besetzt würden.

Gerade die öffentlichen Arbeitgeber stünden in der Pflicht, zu reagieren. „Frauen werden nur dann gerne Karriere machen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.“ Familie und eine Tätigkeit mit 35 oder 40 Stunden pro Woche seien durchaus vereinbar, wenn ausreichend Ganztagsbetreuungsplätze zur Verfügung stünden und sich Arbeitgeber auch moderner und individueller Arbeitszeitgestaltung öffnen. „Das heißt auch, Männer zu ermutigen, Teil- und Elternzeit aber auch Telearbeit ganz selbstverständlich zu nutzen“, mahnte die Vorsitzende.

„Elternzeiten sind Phasen des Berufslebens. Bezeichnen wir sie auch so!“, betonte Wildfeuer und forderte die zuständigen Ministerien des Bundes und der Länder auf, zusammen mit dem dbb und seiner Bundesfrauenvertretung eine gemeinsame Strategie zur Verbesserung des Wiedereinstiegs von Beschäftigten im öffentlichen Dienst zu entwickeln. Nahe liege dabei die Ergänzung des Projektes „Perspektive Wiedereinstieg“ um die Dimension des öffentlichen Diensts. „Damit erhalten Tarifbeschäftigte und Beamte in Elternzeit ein wichtiges Signal: Sie sind Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, Kolleginnen und Kollegen in einer besonderen Lebensphase. Wir benötigen deshalb unbedingt eine gemeinsame politische und gesellschaftliche Agenda, die das auch ausdrücklich vermittelt“, so Wildfeuer.

 

zurück