dbb jugend
Arbeitsschutz muss auch seelische Gesundheit im Blick haben
Zum internationalen Tag der seelischen Gesundheit fordert die dbb jugend, psychische Belastungen in Arbeitsschutz und Gesundheitsmanagement stärker als bisher zu berücksichtigen.
„Es ist kein Geheimnis, dass psychische und seelische Erkrankungen insbesondere bei jungen Menschen zunehmen“, sagte dbb jugend Chefin Karoline Herrmann anlässlich des Internationalen Tags der seelischen Gesundheit am 10. Oktober 2021 in Berlin. Die Gesundheitskasse AOK weise für den Zeitraum von 2014 bis 2018 einen Anstieg um rund 30 Prozent aus, „und die Lage hat sich durch die Corona-Pandemie weiter zugespitzt“, so Herrmann.
„Die Unsicherheit, wie es nach dem Lockdown weitergeht, die soziale Isolation und auch Befürchtungen, nach der Ausbildung nicht übernommen zu werden, haben viele junge Menschen während der Pandemie stark belastet. Zudem hören die Sorgen junger Menschen zu Beginn ihres Berufslebens ja auch nach der Pandemie nicht auf. Insbesondere im öffentlichen Dienst, Spitzenreiter bei befristeten Arbeitsplätzen, ist leider keinerlei Trendwende abzusehen, was die zögerliche Übernahme von Berufsnachwuchs angeht – Personalmangel hin oder her. Zu verstehen ist das nicht. Die dbb jugend fordert seit Jahren eine verbindliche Übernahme aller Anwärterinnen und Anwärter und aller Azubis. Der öffentliche Dienst, dem aktuell schon mehr als 300.000 Beschäftigte fehlen und dem in den kommenden Jahren durch Ruhestandseintritte ein nie dagewesener Brain-Drain droht, braucht dieses Personal dringend. Vor diesem Hintergrund ist es nicht nur unverantwortlich, wenn der Staat zwar ausbildet, aber nicht nachhaltig übernimmt, sondern auch schäbig und psychisch verletzend für die jungen Menschen, die sich in den Dienst der Menschen stellen möchten und diese Entscheidung ganz bewusst getroffen haben“, kritisierte Herrmann.
„Ein weiteres Problem sind die zunehmenden gewaltsamen Angriffe auf Beschäftigte des öffentlichen Dienstes. Verbale und tätliche Attacken schlagen natürlich aufs Gemüt, ebenso unzufriedene Bürgerinnen und Bürger, die sich über zu viel Bürokratie und zu wenig digitale Dienste beschweren – Dinge, unter denen auch die Beschäftigten selbst leiden. Viele Kolleginnen und Kollegen, auch jüngere, sind zunehmend von stressbedingten Diagnosen wie Burnout oder psychosomatischen Erkrankungen betroffen. Das können wir und insbesondere die Arbeitgebenden und Dienstherrn nicht einfach so weiterlaufen lassen. Es braucht eine Enttabuisierung psychischer Erkrankungen und ihrer Therapien. Arbeitsschutz und betriebliches Gesundheitsmanagement müssen die seelische Gesundheit der Beschäftigten stärker als bisher berücksichtigen und zum Gegenstand von Präventionsmaßnahmen machen“, forderte Herrmann.