Berufsbildung als Schule der Demokratie
„Zugang zum Arbeitsmarkt bedeutet gesellschaftliche Teilhabe“, sagt Stefan Nowatschin. Der stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbandes der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen (BLBS) reagiert damit auf einen am 1. September von der EU-Kommission veröffentlichten Bericht zur integrativen Wirkung der Berufsschulbildung. „Soziale Inklusion muss gerade in Zeiten großer Zuwanderung das Thema sein, die Berufsschule spielt dabei in der Tat ein wichtige Rolle“, so Nowatschin. Der Bericht der Kommission weise in die richtige Richtung, reiche aber nicht aus. „Die Kommission muss Druck auf die Mitgliedstaaten machen, dass sie mehr in die berufliche Bildung investieren.“
Während des Weltlehrerkongresses in Ottawa hatte der stellvertretende BLBS-Bundesvorsitzende erklärt, berufliche Bildung müsse die Integration junger Menschen fördern. „Qualitativ hochwertige berufliche Bildung hilft Jugendlichen nicht nur auf dem Weg in die Berufswelt. Sie eröffnet Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe und baut durch ihre integrative Wirkung Radikalisierung vor.“ Insofern sei vor allem die Priorität der Kommission zu betonen, inklusive Bildung, Chancengleichheit, Nichtdiskriminierung und Bürgerkompetenz befördern zu wollen. „Brüssel hat völlig recht, wenn es nachhaltige Investitionen in die Systeme der allgemeinen und beruflichen Bildung fordert“, so Nowatschin.
Die Berufsschule könne weit mehr, als junge Menschen auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten. „Die Berufsschule ist auch eine Schule der Demokratie“, urteilt der BLBS-Vize. Es brauche leistungsgerecht bezahlte und qualifizierte Berufsschullehrer in ausreichender Zahl. „Die aktuelle Flüchtlingsdynamik macht einen Aufwuchs bei den Lehrkräften erforderlich, damit die Voraussetzungen für die Integration der Zuwanderer auch an dieser strategisch wichtigen Stelle gegeben sind.“
Die EU bietet den Mitgliedstaaten seit 2009 ein Forum für den Austausch von Erfahrungen in der allgemeinen und beruflichen Bildung. Im November 2015 wird die Kommission ihren jährlichen Fortschrittsbericht veröffentlichen. Außerdem will die Kommission in Kürze den Entwurf des EU-Jugendberichts vorlegen. Schwerpunkte des Berichts sind Jugendarbeitslosigkeit, soziale Inklusion und Teilhabe junger Menschen. Der am 1. September 2015 veröffentlichte Bericht der Kommission soll dazu dienen, die Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten in der allgemeinen und beruflichen Bildung zu verstärken, was Stefan Nowatschin ausdrücklich begrüßt.