dbb frauen
„Eine Gesellschaft, die Frauen schützt, schützt die Grundfeste ihrer Menschlichkeit“
Schluss mit der Gewalt an Frauen – es braucht endlich eine umfassende Strategie, fordern die dbb frauen.
„Am internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen erheben wir gemeinsam unsere Stimmen, um ein Ende der Gewalt zu fordern. Eine Gesellschaft, die Frauen schützt, schützt die Grundfeste ihres eigenen Fortschritts und ihrer Menschlichkeit“, machte Milanie Kreutz, Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung und stellvertretende dbb Bundesvorsitzende anlässlich des Gedenktags deutlich. „Als gewerkschaftliche Frauenvertretung setzen wir uns vor allem für die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Arbeitswelt ein. Heute erinnern wir uns daran, dass Gleichstellung erst dann erfolgen kann, wenn Frauen überall und in allen Lebensbereichen vor Gewalt geschützt sind. Gemeinsam setzen wir uns für eine Welt ein, in der Frauen ohne Angst vor Gewalt leben können.“
Jede dritte Frau in Deutschland ist von sexueller und/oder körperlicher Gewalt betroffen. Ein Viertel aller Frauen erlebt körperliche und/oder sexuelle Gewalt in der Partnerschaft. Zwei von drei Frauen haben schon sexuelle Belästigung erlebt. Obwohl die Istanbul-Konvention in Deutschland seit dem 1. Februar 2023 uneingeschränkt gilt, kritisieren Expertinnen, dass es immer noch erhebliche Lücken in der effektiven Umsetzung gibt. „Eine langfristige, umfassende Strategie gegen Gewalt an Frauen sowie eine nationale Koordinierungsstelle fehlen beispielsweise nach wie vor“, erklärte Kreutz. „Als öffentlicher Dienst müssen wir uns hier aktiv einbringen, denn wir sind es, die Gesetze und Richtlinien für den Schutz von Frauen umsetzen. Wir sind die erste institutionelle Anlaufstelle von Betroffenen und müssen als Vorbild agieren."
Prävention sei essenziell, um Gewalt am Arbeitsplatz entgegenzuwirken. Kreutz weiter: „Grundsätzlich sollten Beschäftigte darauf achten, Verhaltensänderungen oder Anzeichen von Gewalt bei ihren Teammitgliedern zu erkennen. Frühzeitige Interventionen können helfen, weitere Eskalationen zu verhindern und den Betroffenen Unterstützung anzubieten.“ Auch Führungskräfte seien bei dieser Aufgabe gefragt: „Führungskräfte können eine Kultur fördern, in der Mitarbeiterinnen sich sicher fühlen, über etwaige Probleme oder Bedenken im Zusammenhang mit Gewalt offen zu sprechen. Eine offene und vorurteilsfreie Kommunikation ist entscheidend, um Opfern den Raum zu geben, ihre Erfahrungen zu teilen.“
Gewalt, sexuelle Belästigung und Mobbing waren ebenfalls Thema der frauenpolitischen Fachtagung der dbb frauen am 14. Juni 2023. Gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik und den dbb Gewerkschaften wurden das Ausmaß von Gewalt gegen Frauen im öffentlichen Dienst ergründet sowie Maßnahmen und Konzepte beleuchtet, Bedrohungen und Übergriffe am Arbeitsplatz zu reduzieren oder zu verhindern. Jetzt ist die Broschüre zur Veranstaltung erschienen. Sie enthält alle Vorträge der Referentinnen und Referenten, wichtige Impulse aus der großen Diskussionsrunde und Impressionen von der Veranstaltung. Fachlich bietet die Broschüre profunde Einblicke in den aktuellen Forschungsstand, in die Situationen vor Ort und zeigt vielfältige Lösungsansätze und wertvolle Erkenntnisse auf.
Hintergrund:
Am 25. November 1960 wurden in der Dominikanischen Republik die drei Mirabal-Schwestern vom Regime ermordet, weil sie sich gegen die Militärdiktatur aufgelehnt hatten. In ihrem Gedenken riefen Feministinnen aus Lateinamerika und der Karibik 1981 den Tag zum Gedenktag aus. Seitdem organisieren Menschenrechtsorganisationen auf der ganzen Welt am 25. November Veranstaltungen, bei denen sie auf das Problem der Gewalt gegen Frauen aufmerksam machen. 1999 wurde der Gedenktag offiziell von den Vereinten Nationen aufgegriffen.