Mit zweierlei Maß gemessen:
Familienzeiten auch für Jungprofessorinnen und -professoren als Erfahrungszeiten anerkennen!
Die dbb bundesfrauenvertretung hat dringende Korrekturen bei der Berücksichtigung von Familienzeiten in der Professorenbesoldung gefordert. „Der Gesetzgeber misst hier mit zweierlei Maß. Zeiten für Kindererziehung und Pflege von Angehörigen, die vor einer Berufung liegen, werden Hochschullehrinnen und -lehrern nicht als Erfahrungszeit mit einem Zeitraum von mindestens drei Jahren anerkannt. Bundesbeamtinnen und -beamte steht dies per Gesetz aber zu. Die Schaffung einer dem § 28 Absatz 1 Satz 2 Bundesbesoldungsgesetz (BBesG) entsprechenden Regelung hat das Kabinett im Gesetz zur Änderung der Professorenbesoldung und weiterer dienstrechtlicher Vorschriften damit erneut versäumt“, kritisierte Helene Wildfeuer, Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, am 12. Februar 2013 den vorliegenden Kabinettsbeschluss. Angesichts der niedrigen Anzahl Professorinnen an Hochschulen und Universitäten sei dies eine fatale Nachlässigkeit der aktuellen Gesetzgebung, die umgehend behoben werden müsse, mahnte die Vorsitzende.
Zudem müssten Universitäten und Hochschulen ihrem weiblichen Nachwuchs attraktivere Aufstiegsangebote machen und sich stärker für die Vereinbarkeit von Lehre und Familie einsetzen. „Der Wissenschaftsbetrieb ist noch weit von der Gleichberechtigung entfernt. Der entscheidende Bruch findet nach wie vor nach erfolgreicher Promotion statt, meist im Alter zwischen Ende 20 und Mitte 30, wenn die Frage der Familiengründung ins Spiel kommt. Viele erstklassige Wissenschaftlerinnen kehren in dieser Phase der Hochschulforschung den Rücken und stehen später dann nicht für eine Professur zur Verfügung“, so Wildfeuer.
Aus aktuellen Erhebungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) geht hervor, dass Professuren an Hochschulen und Universitäten zu 81 Prozent männlich, aber nur 19 Prozent weiblich besetzt sind. In den Ingenieurwissenschaften stieg der Professorinnenanteil seit 2000 von fünf auf etwa zehn Prozent, in den medizinischen Fächern auf gut 15 Prozent. In den Geisteswissenschaften, in denen Abschlüsse überwiegend von Frauen gemacht werden, sind rund 30 Prozent Professorinnen zu finden. Betrachtet man die Abschlussqualifikationen von Studierenden sinkt der Frauenanteil signifikant mit jeder Qualifikationsstufe: 2010 wurden rund 52 Prozent der Hochschulabschlüsse, gut 44 Prozent der Promotionen, aber nur knapp 25 Prozent Habilitationen von Frauen erzielt.