dbb bundesfrauenvertretung:
Gleichstellung: Jeder Tag sollte ein Equal Care Day sein
Die dbb bundesfrauenvertretung hat die mangelnde Wertschätzung und unfaire Verteilung von Care-Arbeit in unserer Gesellschaft kritisiert.
„80 Prozent der Pflege- und Sorgearbeit wird von Frauen geleistet, im professionellen, ehrenamtlichen und mehr noch im privaten Bereich. Wir sollten uns das jeden Tag vor Augen führen, um diese Schieflage geradezurücken. Jeder Tag sollte ein Equal Care Day sein“, mahnte die Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, Helene Wildfeuer, am 28. Februar 2018.
Für die Betreuung von Kindern und die Pflege von Angehörigen stecken Frauen beruflich häufiger zurück als Männer und müssen die Nachteile in Kauf nehmen. „Wer in Teilzeit arbeitet und oder Telearbeit zur besseren Vereinbarkeit nutzt, mindert die eigenen Chancen auf eine verantwortungsvolle und gut dotierte Position“, betonte Wildfeuer. Auf den Lebensverlauf gerechnet bedeute das weniger Einkommen und am Ende geringere Alterseinkünfte. „Hier muss der Gesetzgeber steuernd eingreifen. Familiäre Sorgetätigkeiten müssen sowohl in der Leistungsbewertung gemäß des Kompetenzzugewinns stärker berücksichtigt als auch in der Alterssicherung für Angestellte und beamtete Beschäftigte getreu der Mütterrente gleichwertig abgebildet werden.“ Zudem forderte Wildfeuer die Weiterentwicklung des Familienpflegezeitgesetzes: „Die logische Fortentwicklung ist der Ausbau der begrenzten Lohnersatzleistung nach dem Vorbild des Elterngeldes.“
Darüber hinaus bemängelte die Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung die Einkommensstrukturen im öffentlichen Care-Sektor. „Was kann es wichtigeres geben, als die qualitativ hochwertige und fürsorgliche Betreuung unserer Kinder in Kitas, die professionelle Pflege und menschliche Zuwendung in der Altenpflege? Nur wenn wir diese für unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt überaus wichtigen Tätigkeiten mehr wertschätzen und entsprechend entlohnen, können wir langfristig das Attraktivitätsprofil dieser Berufe steigern.“ Dazu gehörten auch eine vergütete Fachausbildung für alle Care-Berufe, attraktive Qualifizierungsmaßnahmen auf Fachhochschulniveau sowie ein besserer Personalschlüssel und gut ausgestattete pflege- beziehungsweise Betreuungseinrichtungen. „Vielleicht werden sich künftig auch mehr Männer für die dann lukrativen, attraktiven und aussichtsreichen Pflegeberufe interessieren“, so Wildfeuer.
Hintergrund:
Am 29. Februar 2016 fand der Equal Care Day zum ersten Mal statt. Das Datum soll daran erinnern, dass Männer über vier Jahre brauchen, um die Care-Arbeit zu leisten, die Frauen in einem Jahr geleistet hatten. In diesem Jahr haben die Initiatorinnen zu einer Briefaktion unter dem Motto "Was sollte sich für deine Kinder, deine Enkel hinsichtlich der Care-Arbeit ändern?" aufgerufen. Die Botschaften an die nächste Generation werden am 1. März 2018 unter www.equalcareday.de veröffentlicht.