- Der stellvertretende dbb Bundesvorsitzende und Fachvorstand Beamtenpolitik, Hans-Ulrich Benra, am 14. März 2017 bei der Eröffnung einer Konferenz der europäischen Sozialpartner zu psychosozialen Risiken der Beschäftigten in zentralen Verwaltungsbehörden.
Konferenz über psychosoziale Risiken
Benra: "Zu wenig Personal bedeutet Stress"
Hohe Aufgabendichte, ständige Erreichbarkeit, mangelhafte Organisationsstrukturen und Übergriffe von Kollegen, Vorgesetzten oder Bürgern – Arbeit kann krank machen, auch die Arbeit für den Staat. Im öffentlichen Dienst sind laut internationalen Studien Zeitdruck und die Angst vor Angriffen durch Dritte die größten Stressfaktoren. Der stellvertretende dbb Bundesvorsitzende und Fachvorstand Beamtenpolitik, Hans-Ulrich Benra, eröffnete am 14. März 2017 gemeinsam mit Hans-Georg Engelke, Staatssekretär im Bundesinnenministerium, eine Konferenz der europäischen Sozialpartner der zentralen Staatsverwaltung. Benra sprach sich für Verhandlungen über eine Vereinbarung der europäischen Sozialpartner aus, wie psychosoziale Risiken reduziert werden können.
Benra erinnerte in seiner Ansprache an die Stellenstreichungen, die den öffentlichen Dienst lange Zeit in Deutschland und in vielen anderen EU-Staaten geprägt haben. "Zwar können wir unter dem Druck der Demografie allmählich eine Trendumkehr feststellen. Die Aufgabenverdichtung bleibt aber in vielen Teilen sehr hoch." Es sei klar, dass der daraus resultierende Zeitdruck zu negativem Stress führe. "Zu wenig Personal bedeutet Stress oder, wie es heute im Arbeitsschutz heißt, ein erhöhtes psychosoziales Risiko für die Kolleginnen und Kollegen. Das setzt einen Teufelskreis in Gang, denn es führt zu weiteren, nun krankheitsbedingten Personalengpässen und damit zu einer noch höheren Belastung der verbleibenden Beschäftigten", so Benra.
Ein wesentlicher Stressfaktor sei die berechtigte Angst vieler Kolleginnen und Kollegen vor verbalen oder sogar physischen Attacken durch Dritte. "In den vergangenen Jahren ist eine beunruhigende Zunahme solcher Übergriffe zu verzeichnen. Das stellt den Staat und uns Sozialpartner vor eine große Herausforderung." Das Phänomen sei europaweit zu beobachten. Deshalb sei der europäische soziale Dialog der richtige Ort für dieses dringende Thema. "Wir müssen voneinander lernen, geeignete Maßnahmen identifizieren, Empfehlungen für bewährte Praktiken aussprechen und nach Möglichkeit auch ganz konkrete gemeinsame Mindeststandards festlegen für die Vermeidung psychosozialer Risiken", so Benra.
Engelke und Benra betonten beide die Bedeutung des europäischen sozialen Dialogs für den öffentlichen Dienst. Für die zentralen Verwaltungsbehörden der EU-Mitgliedstaaten, also die Bundesverwaltung und wesentliche Teile der Landesverwaltung, sind bereits zwei verbindliche Vereinbarungen der europäischen Sozialpartner abgeschlossen worden: Über qualitätsvolle öffentliche Verwaltungen und über das Recht der Beschäftigten auf Information und Anhörung. Der dbb nimmt für die deutschen Beschäftigten des Sektors am sozialen Dialog teil, das Bundesinnenministerium vertritt auf Arbeitgeberseite den obersten Dienstherrn im Ausschuss für den sozialen Dialog der zentralen Verwaltungsbehörden. Die zweitägige Konferenz der Sozialpartner in Berlin bildet den Abschluss eines von der Europäischen Kommission finanzierten Arbeitsschutzprojekts zu psychosozialen Risiken. An der Konferenz nahm für den dbb unter anderen auch Siglinde Hasse teil, die Bundesgeschäftsführerin der Gewerkschaft der Sozialversicherung (GdS) und Vizepräsidentin der Kommission für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten der Europäischen Union der Unabhängigen Gewerkschaften (CESI).