Kita-Qualitätsgesetz
Kosten für Kinderbetreuung: Regelungen gehen an Familienrealität vorbei
Das Kita-Qualitätsgesetz fördert die Personalgewinnung in der frühkindlichen Bildung. Die dbb frauen begrüßen das, fordern aber eine sozialere Ausgestaltung der Kostenbeiträge.
„Es ist äußerst bedauerlich, dass das Kita-Qualitätsgesetz nunmehr keine verbindlichen länderspezifischen Maßnahmen zur Beitragsentlastung vorsieht. Eine soziale Ausgestaltung von Kita-Beiträgen ist nicht nur für die Chancengerechtigkeit von hoher Bedeutung. Sie ist auch gleichstellungspolitisch nicht zu unterschätzen, denn Kita-Beiträge werden in vielen Familien in Deutschland der Rentabilität der Erwerbstätigkeit von Müttern gegenübergestellt. Zwar sind in Deutschland oft beide Elternteile erwerbstätig, aber zwei Drittel der Einkommen erwirtschaften nach wie vor Männer – etwa, weil Frauen deutlich öfter Minijobs und Teilzeittätigkeiten nachgehen. Wer angesichts hoher Kita-Beiträge auf Kinderbetreuung – oder sogar gänzlich auf Kinder – verzichtet, schwächt langfristig unsere Wirtschaft und die Sozialsysteme unserer alternden Bevölkerung“, sagte Milanie Kreutz, Vorsitzende der dbb frauen und stellvertretende dbb Bundesvorsitzende am 2. Dezember 2022 anlässlich der Abstimmung im Familienausschuss des Bundestags zum Kita-Qualitätsgesetz.
Zudem kritisierten die dbb frauen den für eine qualitativ hochwertige Kinderbetreuung ungünstigen Betreuungsschlüssel in Tagesstätten. „Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, aber auch die Entscheidung, einer Erwerbstätigkeit in Voll- statt in Teilzeit nachzugehen, hängt für viele junge Mütter und Väter in erster Linie davon ab, ob sie ihre Kinder gut betreut wissen oder nicht. Die Fachkräfte-Kind-Relation ist dabei ein entscheidender Faktor. Wir wollen, dass unsere Kinder sich auch in der Kita gut entwickeln können – natürlich gelingt das besser, wenn Erzieherinnen und Erzieher die Kapazitäten dafür haben, gute Beziehungen zu jedem einzelnen Kind aufzubauen. Die Bundesregierung will die Fachkräfte-Kind-Relation zwar verbessern, bleibt hier aber weiterhin zu unverbindlich. Wir brauchen feste Zielgrößen“, machte Tanja Küsgens, Mitglied der Geschäftsführung der dbb bundesfrauenvertretung, deutlich.
Damit unterstützen die dbb frauen die Position des dbb beamtenbund und tarifunion, der den vorliegenden Gesetzesentwurf in seinen Grundzügen begrüßte. In seiner Stellungnahme zum Kita-Qualitätsgesetz hatte sich der dbb dezidiert für die vorrangige Verbesserung der Personalsituation im Kita-Bereich und der Kindertagespflege ausgesprochen. „Der vorrangige Fokus auf die Weiterentwicklung der Qualität der Kindertagesbetreuung und die Abkehr von der Budgetkonkurrenz zwischen Maßnahmen zur Qualitätsentwicklung und Maßnahmen zur Entlastung bei den Beiträgen sind daher zu begrüßen“, hieß es darin.