Deutscher Realschullehrerverband (VDR)
Lehrkräfte müssen für die Demokratie einstehen
Der 16. Kinder- und Jugendbericht zum Thema „Förderung demokratischer Bildung im Kindes- und Jugendalter“ hat Defizite in der politischen Bildung aufgezeigt. Jürgen Böhm, Vorsitzender des Deutschen Realschullehrerverbands (VDR), hat am 12. November 2020 Lehrkräfte aufgefordert, für die Stärkung der Demokratie Stellung zu beziehen.
„Die politische Bildung an Schulen darf gerade jetzt, in einer Zeit der Krise, nicht vernachlässigt werden und muss zuverlässig Bestandteil im gesamten Unterrichtsprozess über alle Fächer hinweg sein“, sagte dbb Vize Böhm. „Die jungen Menschen brauchen mehr denn je Halt, Sicherheit und Orientierung durch eine intensive Wertevermittlung und das Vertrauen in demokratische Strukturen und Prozesse.“
Besonders die jüngsten Ereignisse in Frankreich aber auch in Deutschland zeigten, dass ein Einstehen für die demokratischen Werte und Pluralismus an allen Schulen gelebt werden müsse. "Wir dürfen unsere Gesellschaft nicht den Extremisten und Antidemokraten überlassen", so Böhm. Dabei sei es auch wesentlich und notwendig, dass Lehrkräfte in der politischen Bildung eben gerade nicht neutral und zurückhaltend agierten, sondern klar Stellung zu Verletzungen demokratischer Grundrechte und Prinzipien beziehen. Die Lehren der deutschen Geschichte und der Weimarer Republik zeigten, dass eine schwache Demokratie mit schwachen demokratischen Strukturen unweigerlich in die Katastrophe der Diktatur, Autokratie und Unfreiheit führten.
„Politischem Extremismus von Links und Rechts, religiösem Fanatismus oder sich aktuell ausbreitenden Verschwörungsideologien können die jungen Menschen nur begegnen, wenn diese ein Gerüst aus demokratischen Werten, historischem Wissen, Einordnungs- und Analysefähigkeit besitzen. Dabei spielen eben auch praktische Erfahrungen beim Erlernen demokratischer Prozesse, wie Wahlen, das Vertreten eigener Standpunkte und das Erkennen von Möglichkeiten der demokratischen Einflussnahme eine Rolle. Wir brauchen starke junge Menschen, die den Blendern widerstehen. Genau hier sind Schule und Bildung gefordert - und genau da haben wir noch erhebliche Defizite", so Böhm weiter.
„Eine moderne demokratische Gesellschaft kann es sich nicht leisten, dass wir eine Generation an jungen Menschen aufwachsen lassen, die nicht mehr gelernt haben, wie bedeutend die demokratischen Werte in unserer Gesellschaft sind und dass man diese aktiv leben und eigenverantwortlich gestalten muss“, betonte Böhm.