Verband Bildung und Erziehung (VBE) & Deutscher Philologenverband (DPhV)

Mangel an Lehrkräften: Kultusminister sollen endlich handeln

Nach Medienberichten des Redaktionsnetzwerks Deutschland rechnet die Kultusministerkonferenz (KMK) damit, dass durchschnittlich jährlich 32.000 Lehrkräften eingestellt werden müssen. Dieser Bedarf könne durch die Absolventinnen und Absolventen der Hochschulen jedoch nicht gedeckt werden. Mehrere hundert Stellen jährlich blieben dann unbesetzt, besonders an Grundschulen und beruflichen Schulen werden Engpässe erwartet.

Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, sagte dazu: „Positiv ist, dass nun auch dem letzten Kultusministerium offenbar wird, dass es einen immensen Bedarf an originär ausgebildeten Lehrkräften gibt. Wir sind allerdings äußerst skeptisch, ob die heute vorgelegten Zahlen den tatsächlichen Bedingungen gerecht werden. Andere Prognosen zeigen (trotz der Modellannahme der Beibehaltung des Status quo) deutlich höhere Bedarfe, zumal der genannte Lehrkräftemehrbedarf schon aufgrund steigender Geburtenzahlen und hoher Pensionierungszahlen zu erklären ist. Wir fragen uns aber, wann genau die Kultusministerien damit beginnen, die Bedarfe für die an Schule gestellten Herausforderungen einzurechnen. Eine den Status quo als Basis nehmende Modellrechnung verkennt die Realität an den Schulen. Die Lehrkräfte arbeiten am Limit, weil jetzt schon Stellen nicht besetzt werden können, Seiteneinsteigende unterstützt werden müssen und die Lehrkräfte immer mehr Aufgaben übernehmen müssen. Inklusion, Integration, Digitalisierung und Ausbau des Ganztags stellen hohe Anforderungen an Schule, die mit dem momentanen Personalschlüssel nicht bewältigbar sind. Die Lehrkräfte brauchen eine klare Perspektive, dass sich die momentane Situation wieder entspannen wird. Dafür braucht es dringend kleinere Lerngruppen, insbesondere, wenn Kinder mit Beeinträchtigungen oder geflüchtete Kinder inkludiert werden sollen. Da der Lehrermarkt leergefegt ist, müssen Lehrkräfte durch die Unterstützung multiprofesioneller Teams entlastet werden. Seiteneinsteigende, die den akuten Lehrermangel lindern sollen, müssen mindestens halbjährig vorqualifiziert und anschließend angemessen weiterqualifiziert werden.“

Der Deutsche Philologenverband stellte angesichts der Zahlen einen eigenen Plan vor. Demnach sollen die Ministerpräsidenten mit den Bildungsministern der Länder einen „Runden Tisch zur qualitätsbewussten Behebung des Lehrkräftemangels“ durchführen. Die KMK müsse die Schülerzahlstatistiken jährlich kontrollieren und entsprechend den länder- und schulartspezifischen Lehrkräftebedarf analysieren. Auf dieser Basis sollen die Länder dann erstens jeweils 10 Prozent mehr Studienplätze für die jeweiligen Lehrämter ein richten als erforderlich (da nicht jeder Lehramtsstudent nach abgeschlossenem Studium in ein Referendariat geht) und zweitens entsprechend ausreichend Referendariatsplätze zur Verfügung stellen (und diese natürlich auch besetzen). Ferner sollen die Bildungsminister einen Einstellungskorridor für die jeweils jahrgangsbesten Referendare in jedem Fach einrichten – unabhängig, ob sie in ihrem jeweiligen Fach aktuell gebraucht werden oder nicht. Zudem soll es für Mangelfächer im Lehramt, insbesondere im naturwissenschaftlichen Bereich, spezielle Stipendien geben. Quer- und Seiteneinsteiger müssten kriterienbasiert ausgewählt und jeweils unterschiedlich sehr gut nachqualifiziert werden.

 

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