Seminar

Umweltschutz: Jeder kann noch mehr tun

Vom 17. bis 19. Oktober 2018 fand das Umwelt-Seminar der dbb jugend in Berlin statt. Hier berichten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von ihren Erfahrungen.

Berlin an einem Mittwoch, Straßenbahn M1. Wir sind unterwegs zum „Weltacker“. Seit 2013 wachsen auf 2000 Quadratmetern alle Ackerkulturen im gleichen Verhältnis, wie sie weltweit angebaut werden. Von Gärtner Gerd erfahren wir in mehr als zwei Stunden eine ganze Menge über die verschiedenen Pflanzen, die im Botanischen Volkspark Blankenfelde-Pankow angebaut werden. Dabei zeigt sich sehr schnell, dass Pflanze nicht gleich Pflanze ist. Jede Kultur stellt ihre ganz eigenen Bedingungen an die Umwelt. So hat sich im Verlaufe des Jahres die Sojapflanze besonders gut entwickelt, wohingegen der Reis, vermutlich dem zu trockenen Sommer geschuldet, nicht so richtig tragen wollte.

Während der Führung über „den Acker“ wird auch schnell klar: Bio ist nicht gleich Bio. So können Tomaten zwar biologisch in Spanien angebaut werden, aber biologisch oder besser nachhaltig ist es keinesfalls, wenn sie anschließend auf dem Verkehrsweg nach Deutschland in die Supermärkte gebracht wird. Der ökologische Fußabdruck ist wesentlich kleiner, wenn die Tomate ohne Einsatz von künstlichen Stoffen in Berlin wächst und auch dort verzehrt wird.

Jasmine und Annika zum ersten Tag: „Der Besuch vom Weltacker hat uns sehr zum Nachdenken gebracht. Man hört zwar vieles über den weltweiten Ackerbau. Oder dass es besser wäre, zum Beispiel weniger Fleisch zu essen. Aber so veranschaulicht haben wir das noch nie gesehen. Wie viel mehr Ackerfläche dadurch verbraucht wird, nur weil auch noch Futter für das Tier produziert werden muss! Insgesamt wollen wir auf jeden Fall mehr gärtnern und bewusster einkaufen.

Der Weltacker hat uns außerdem aufgezeigt, wie vielfältig Ackerbau sein kann und wie abwechslungsreich man rein pflanzlich essen kann. Es wurde bildlich und lebensnah dargestellt, dass es auf der Welt mehr als genug Ackerfläche gibt, um jeden einzelnen Menschen zu ernähren, so dass eigentlich niemand hungern müsste.

Es war sehr bedrückend zu erkennen, dass Hungersnöte nur aus der Gier und Bequemlichkeit der Menschen bestehen. Und doch war es gleichzeitig motivierend und inspirierend zu erkennen, dass die Lösung des Problems unkompliziert und leicht ist, wenn nur jeder Mensch einen kleinen Beitrag dazu leisten würde!“

Der Anbau zur Selbstversorgung und das Gärtnern in der Stadt haben auch in Berlin Einzug gehalten. So ist es unter anderem der Grünen Liga Berlin zu verdanken, das Anwohner auf beispielsweise verlassenen Friedhöfen in Hochbeeten Salat, Erdbeeren oder auch Kräuter anbauen. Anke von der Grünen Liga Berlin zeigt uns am zweiten Seminartag einen dieser Orte. Anwohner treffen sich hier ein- bis zweimal die Woche um dort gemeinsam zu gärtnern. Das freut nicht nur die Anwohner, sondern auch die Insekten, die gleichzeitig viele der angebauten Pflanzen bestäuben. Damit die Insekten sich auch wohlfühlen bzw. überhaupt einen Lebensraum haben, ist es wichtig, diese so gut es geht zu unterstützen. Der Mensch kann hier mit einfachen Mitteln Lebensraum schaffen, zum Beispiel mit einem Ohrwurmtopf oder sogar einem Insektenhotel. Auch unsere Gruppe hat dann ein Insektenhotel gebaut und im Namen der dbb jugend aufgestellt!

Tatsächlich kann jeder Einzelne von uns noch mehr für die Umwelt tun und nachhaltiger leben. So gibt es seit einiger Zeit sogenannte Unverpackt-Läden in vielen Städten. In speziellen Geschäften werden Lebensmittel wie Reis, Nudeln, Gewürze, Hygieneartikel oder auch Süßigkeiten unverpackt angeboten. Das Prinzip dahinter: Jeder kann mit seinen eigenen Gefäßen, wie Dosen, Flaschen oder auch anderen Behältnissen sich die gewünschte Menge an Lebensmitteln oder Waren abfüllen und diese dort „Gramm-genau“ erwerben. Die Umwelt wird dadurch geschont, dass sämtlicher Verpackungsmüll weitestgehend vermieden wird. Nach diesen neuen Eindrücken ging es dann zum Ökomarkt am Kollwitzplatz. Hier kann man verschiedenste Waren aus der Region erwerben: Von Holzarbeiten über Schmuck aus recycelter Graffitifarbe bis zur berühmten Spreewaldgurke war alles dabei.

Am letzten Seminartag wartete eine ganz besondere Stadtführung auf uns. Der ehemalige Obdachlose Uwe führte uns durch die Berliner Innenstadt. Vom Hauptbahnhof über das Gelände der Charité am Ufer der Spree vorbei bis zur Museumsinsel. An jedem Halt erzählte er uns, wie ihn dieser Ort prägte und was er dort erlebte. Dabei nahm Uwe kein Blatt vor den Mund und erzählte offen seine Geschichte. Diese Offenheit beeindruckte die Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer, aber machte sie auch das ein oder andere Mal betroffen. Obwohl Uwe betonte, dass die Vergangenheit für ihn abgeschlossen ist und er nun in der Gegenwart lebt, spürte man seine Verbitterung über das System und die Strukturen, durch die er in die Obdachlosigkeit gelangte. Umso schöner ist es, dass er mittlerweile in einer Wohnung lebt und mit sich im Reinen zu sein scheint.

Teilnehmerin Miriam sagte dazu: „Durch die Stadtführung habe ich einiges über das Leben in der Obdachlosigkeit gelernt und werde die Obdachlosen in meiner Stadt nun mit anderen Augen sehen.“ Über das Seminar insgesamt sagt sie: „Circa 34.000 Schritte und mehr als 260 Minuten unterwegs mit Bus, Straßen-, S- und U-Bahn. So kann man das Umweltseminar der dbb jugend auch beschreiben. Aber jeder einzelne Schritt oder auch jede einzelne Minute im ÖPNV (übrigens auch ein Beitrag zum Umweltschutz) hat sich gelohnt!“

Teilenehmer Marc fasste seine Erfahrungen so zusammen: „Mit großer Neugier habe ich mich um einen Platz beim diesjährigen Umweltseminar der dbb jugend beworben.

Als Beamter in der Umweltverwaltung NRW habe ich zwar eine gewisse Nähe zum Thema, das Seminarprogramm war dann aber auch für mich ein Blick über den Tellerrand. Das Seminar war super, die Stimmung oberklasse! Unser Seminarleiter und die Grüne Liga Berlin haben ein abwechslungsreiches und aufklärerisches Seminar zusammengestellt. Sehr passend war die Unterbringung im Biohotel, mit leckerem vegetarischen und veganen Essen. Am Ende war es ein rund um gelungenes Seminar, welches mir auf unterschiedliche Weise das folgende Zitat Gandhis vor Augen führte: ‚Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier.‘“

 

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