• Vertreterinnen der Berliner Erklärung mit Bundeskanzler Olaf Scholz

Gespräch mit Bundeskanzler Scholz

dbb frauen: Parität in Führungspositionen muss selbstverständlich werden

Die Bundesregierung bleibt hinter ihren gleichstellungspolitischen Zielen zurück. Um den Rückstand aufzuholen, müssen auf Worte dringend Taten folgen.

„Parität in Führungspositionen ist kein bloßes Zahlenwerk, sondern ein Symbol für Gerechtigkeit, Vielfalt und Innovation“, betonte Milanie Kreutz, Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung im Februar 2024 bei einem Gespräch mit Bundeskanzler Olaf Scholz. „In den Korridoren der Bundesverwaltung muss die Parität zur Selbstverständlichkeit werden, damit jede Stimme gehört, jede Perspektive gewürdigt und jede Entscheidung durch die Weisheit der Vielfalt bereichert wird. Letztendlich ist die Parität in der Bundesverwaltung ein klares Bekenntnis zu einer Gesellschaft, in der Gleichberechtigung und Chancengleichheit das Fundament jeder Führungsebene bilden.“ Das Gespräch fand im Rahmen eines Treffens des Bundeskanzlers mit dem Bündnis Berliner Erklärung statt.

Kreutz nannte mehrere Stellschrauben, um für mehr Chancengleichheit zu sorgen. So könne beispielsweise durch mehr Führung in Teilzeit für Frauen der Zugang zu Führungspositionen erleichtert werden. Die dbb frauen haben gemeinsam mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie dem Harriet Taylor Mill-Institut für Ökonomie das Modellprojekt „Führen in Teilzeit“ gestartet. „Das Projekt ermöglicht es, flexiblere Arbeitsmodelle zu etablieren, um mehr Frauen in Referats- und Abteilungsleitungen zu bringen“, erklärte Kreutz. Zudem appellierte Kreutz, das Ehegattensplitting zu reformieren. „Finanzielle Vorteilen für Ehen mit ungleichen Einkommensverhältnissen vergrößern die finanzielle Abhängigkeit von Frauen und fördert veraltete Rollenbilder. Das ist ein großer Klotz am Bein für die Chancengleichheit und gehört dringend überholt.“

 

Pflege: „Wir rennen auf eine Katastrophe zu.“

Die multiplen Krisen dieser Zeit überlagerten die Bestrebungen nach Gleichstellung, so Kreutz. „Corona, die Energiekrise und der demografische Wandel haben es erschwert – und erschweren es weiterhin – mit gleichstellungspolitischen Themen durchzudringen. Dabei dürfen wir gerade beim demografischen Wandel die Potenziale der Frau nicht außer Acht lassen.“ Vor allem in der Pflege mache sich der demografische Wandel dramatisch bemerkbar. „Die Zahl an pflegebedürftigen Personen steigt, während die Zahl an verfügbaren Pflegekräften sinkt. In den kommenden Jahren werden zehntausende Pflegekräfte in Rente gehen, gleichzeitig werden zu wenige nachkommen. Wir rennen hier auf eine Katastrophe zu. Da die große Mehrheit der Pflegekräfte Frauen sind, bekommen sie diese Entwicklung am meisten zu spüren.“

 

Hintergrund

Die Berliner Erklärung ist ein Zusammenschluss aus 21 Frauenverbänden aus verschiedenen Berufsfeldern. Die dbb bundesfrauenvertretung hatte das Bündnis mitinitiiert. Gemeinsam sprachen die Vertreterinnen des Bündnisses mit Kanzler Scholz über die Herausforderungen, vor denen Frauen im Beruf und im Privaten stehen, über das Potenzial einer geschlechtergerechten Gesellschaft und warben für gleiche Bezahlung, Gleichstellung und Gewaltfreiheit. Die Berliner Erklärung bleibe weiter mit der Bundesregierung im Gespräch, um sich über die im Koalitionsvertrag vereinbarten gleichstellungspolitischen Maßnahmen auszutauschen und ihren Forderungen und der ihrer Verbündeten Nachdruck zu verleihen.

 

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