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Frauenberufe aufwerten – Beschäftigungsanreize schaffen

Nur mit guter Bezahlung, familienfreundlichen Arbeitsbedingungen und echten Aufstiegschancen können qualifizierte weibliche Fachkräfte für den öffentlichen Dienst gewonnen werden.

„Ich kann mich nur wiederholen: Der Fachkräftemangel im öffentlichen Dienst wird sich nicht von allein lösen. Das erfordert ein Umdenken bei den Dienstgebenden. Jetzt sind sie es, die sich als faire, flexible und familienorientierte Arbeitgebende bei den Fachkräften bewerben müssen – und die wichtigste Zielgruppe sind hier aktuell die vielen gut ausgebildeten Frauen“, betonte dbb frauen Chefin Milanie Kreutz bei einem Treffen mit der Grünen-Bundestagsabgeordneten Beate Müller-Gemmeke, die Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales ist.

Insbesondere forderte Kreutz mehr Kreativität und Mut, sich in den Verwaltungen neuen Karrieremodellen zu öffnen. „Führungspositionen müssen für Teilzeitkräfte ermöglicht werden. Der öffentliche Dienst bietet sich hier als optimales Testumfeld an. Vor allem in den Bundesbehörden gibt es tolle Pilotprojekte, die teilweise bereits Schule gemacht haben. Auch für andere Bereiche sollte sich die Politik diesen Modellen öffnen“, so Kreutz, die großflächige Pilotprojekte für die gesamte Bundesverwaltung anregte. Auch die öffentliche Wirtschaft könne davon nur profitieren, um die Leerstellen in den Führungsetagen mit weiblichen Fachkräften zu besetzen.

Darüber hinaus müssten steuerpolitische Anreize geschaffen werden, die Frauen hinderten, in die Klischeefalle der „Zuverdienerin“ zu tappen. Die Absicht der Bundesregierung, die Steuerklassen III und V abzuschaffen, bezeichnete Kreutz hier als „einen guten ersten Schritt“. Jedoch sei man auch von einer gleichstellungsfördernden Familienbesteuerung noch weit entfernt. Vor allem getrenntlebende Eltern und Alleinerziehende sowie Familienkonstellationen mit Kindern müssten in einem nächsten Schritt steuerlich bessergestellt werden.

Enttäuscht zeigte sich die dbb Chefin auch über die Ausweitung der Verdienstobergrenzen für Minijobs. „Wer einen Minijob annimmt, läuft Gefahr, lebenslang arm zu bleiben – und davon sind aktuell vor allem Frauen betroffen“, kritisierte Kreutz. Das Ziel müsse vielmehr sein, die Erwerbsbereiche von Frauen aufzuwerten und konkrete Anreize zu schaffen, einer sozialversicherungspflichtigen Erwerbsarbeit nachzugehen und nicht den Niedriglohnsektor zu stärken.

In diesem Zusammenhang verwies Kreutz auf die stockenden Tarifverhandlungen im Sozial- und Erziehungsdienst, ein Berufsfeld, in dem überwiegend Frauen tätig seien: „Gerade diese Frauen verrichten eine Arbeit von unschätzbarem Wert für unsere Gesellschaft. Dafür verdienen sie eine angemessene finanzielle Gegenleistung und gute Arbeitsbedingungen“, stellte Kreutz heraus.

 

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