• Das Gruppenfoto zeigt die Geschäftsführung der dbb frauen: Synnöve Nüchter, Tanja Küsgens, Sabine Schuhmann, Milanie Kreutz, Michaela Neersen und Elke Janßen.
    Die Geschäftsführung der dbb frauen: Synnöve Nüchter, Tanja Küsgens, Sabine Schuhmann, die Vorsitzende Milanie Kreutz, Michaela Neersen und Elke Janßen.

Teilzeit unter DruckKreutz: Arbeiten in Teilzeit kein Luxus, sondern Notwendigkeit

Forderungen, Teilzeitregelungen einzuschränken, sind aktuell Teil der politischen Debatte. Die Konsequenzen wären aus vielen Gründen fatal.

„Wer Teilzeitregelungen zurückschraubt, schraubt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zurück, und das wäre ein fatales Zeichen für den öffentlichen Dienst“, sagte Milanie Kreutz, Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung und stellvertretende dbb Bundesvorsitzende, auf der Hauptversammlung der dbb frauen in Potsdam am 10. Oktober 2025. Damit widersprach sie Vorschlägen, Teilzeitregelungen für den öffentlichen Dienst einzuschränken, die aktuell im Fokus der politischen Diskussion stehen. „Ich finde solche Debatten befremdlich. Vor allem in Zeiten des Fachkräftemangels sollten wir doch eher darüber sprechen, wie wir mehr Teilzeitregelungen ermöglichen.“

Teilzeit hält die Gesellschaft am Laufen

Kreutz unterstrich in der Diskussion auf der Hauptversammlung, dass das Arbeiten in Teilzeit mitnichten ein Luxusgut ist, wie es gerne unterstellt wird. Vielmehr handele es sich um eine Notwendigkeit, um Beruf und Care-Arbeit unter einen Hut zu bringen. Teilzeitarbeit sei damit auch ein wichtiges familienpolitisches Instrument – und eines, mit dem sich Beschäftigte vor gesundheitsgefährdender Belastung schützen können. 

Laut einer Studie des Prognos-Instituts liegt der volkswirtschaftliche Wert unbezahlter Care-Arbeit in Deutschland bei rund einer Billion Euro jährlich – das entspricht fast einem Drittel des Bruttoinlandsprodukts, das derzeit bei etwa 3,6 Billionen Euro liegt. „Kinderbetreuung, gegebenenfalls die Pflege von Angehören und weitere familiäre Aufgaben, all das leisten immer noch ganz überwiegend Frauen“, betonte Kreutz. „Ohne Teilzeitoptionen wäre es gar nicht möglich, diese Arbeit zu stemmen, die für die gesamte Gesellschaft einen enormen Wert hat. Um Frauen zu entlasten, brauchen wir verlässliche Betreuungsangebote und Arbeitsmodelle, die maximale Flexibilität ermöglichen. Kurzum: eine moderne Personalpolitik. Wer Teilzeit einschränken will, ohne diese gesellschaftlichen Realitäten zu berücksichtigen, greift zu kurz.“

Nicht zuletzt darf nicht Vergessenheit geraten, dass es ganz grundsätzlich darum gehen muss, die Erwerbstätigkeit von Frauen zu steigern, sagte Kreutz. „Das spielt eine entscheidende Rolle dafür, um den Dienstbetrieb und die Funktionsfähigkeit des Staates zu garantieren. Dabei sind mehr Teilzeitkräfte eine Stellschraube. Aus Teilzeitkräften können auch Vollzeitkräfte werden. Aber um das zu erreichen, brauchen wir noch ganz andere Rahmenbedingungen, als es aktuell der Fall ist.“

Reformen sind dringend notwendig

83,72 Prozent der Teilzeitbeschäftigten im öffentlichen Dienst sind Frauen. Das geht aus dem aktuellen dbb Monitor hervor. „Diese Zahl verdeutlicht, dass wir natürlich auch dafür arbeiten müssen, dass Care-Arbeit künftig stärker zwischen Männern und Frauen aufgeteilt wird“, resümierte Kreutz. „Natürlich profitieren auch Männer von Teilzeitregelungen, um Care-Arbeit und Job zu vereinen. Und natürlich wünschen auch wir uns, dass beide Elternteile vollzeitnah arbeiten können, aber dafür müssen eben die Rahmenbedingungen stimmen. Dazu gehören eine verlässliche Kinderbetreuung, moderne familien- und steuerpolitische Leistungen, darunter eine Familienstartzeit und eine Reform des Ehegattensplittings. Solange diese Voraussetzungen nicht geschaffen sind, bleibt Teilzeit für viele eine notwendige und keine freiwillige Entscheidung.“

Abschließend unterstrich Kreuz, dass Teilzeit zahlreiche Ebenen berührt: „Es geht darum, dass wir im öffentlichen Dienst ausreichend Personal haben. Es geht darum, dass sich Care-Arbeit und Beruf unter einen Hut bringen lassen. Und es geht vor allem auch um Gesundheitsschutz, das dürfen wir auf keinen Fall vergessen. Wer Teilzeit infrage stellt, bringt das Gleichgewicht zwischen Beruf, Familie und öffentlichem Dienst ins Wanken. Wir als dbb frauen erteilen sämtlichen Bestrebungen, die in diese Richtung weisen, eine klare Absage!“

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