Bundesministerien

Frauen Sichtbarkeit verschaffen

„Frauen machen Bund“ ermöglicht Frauen in Führungspositionen der obersten Bundesbehörden, sich zu vernetzen, zu fördern und Gehör zu verschaffen. Wir haben drei Mitglieder zu den Anfängen, dem aktuellen Stand und der Zukunft des Netzwerks interviewt.

Steckbriefe:
Peggy Staffa
- Beauftragte für Nachhaltige Entwicklung des Verteidigungsministeriums
- Seit 2018 dabei, Mitgründerin
Anne Schwenk:
- Gruppenleiterin Finanzpolitik und Finanzmärkte im Bundeskanzleramt
- seit Sommer 2019 dabei
Anna Riecken
- Leiterin des Referats für Frauen in Führungspositionen und Gleichstellungsgesetze für den öffentlichen Dienst im BMFSFJ
- Seit Frühjahr 2022 dabei

Wie ist das Netzwerk damals entstanden?
Staffa: 2018 fassten Bettina Ehmann und ich den Entschluss, ein loses Frauennetzwerk zu gründen. Jede schrieb für sich Namen von ihnen bekannten Frauen aus den unterschiedlichen Ministerien zusammen und dann folgten zahlreiche Kaffeeverabredungen. Wir merkten schnell, dass die meisten der Angesprochenen sofort Feuer und Flamme waren und froh waren, sich endlich mit Gleichgesinnten über berufliche, aber auch private Herausforderungen auszutauschen.

Was sind die Ziele des Netzwerks? 
Schwenk: Unser Ziel ist es, zu einem starken Netzwerk weiblicher Führungskräfte heranzuwachsen. Dazu tauschen wir uns aus, beraten und unterstützen, um uns alle weiterzuentwickeln. Wir wollen qualifizierten Frauen bessere Chancen für Führungspositionen, z. B. durch Empfehlung, Beratung und Information, verschaffen. Wir wollen außerdem Einfluss auf Rahmenbedingungen nehmen und es so qualifizierten Frauen ermöglichen, ihre Chancen erfolgreich zu nutzen. Wir wollen ein Netzwerk sein, das bekannt ist und das bei der Frage nach Stellenbesetzungen in Führungsbereichen aktiv eingebunden wird. Das Netzwerk soll sichtbarer Ansprechpartner für alle relevanten Akteure im öffentlichen Bereich sein. 

Was hat Sie motiviert, das Netzwerk mitzugründen / dem Netzwerk beizutreten? Was treibt Sie heute an? 
Staffa: Wir wollten leistungsstarken Frauen Sichtbarkeit verschaffen sowohl in der eigenen Dienststelle, aber auch über Ressortgrenzen hinweg. Heute geht es neben der Sichtbarkeit auch um Vernetzung und tatkräftige Unterstützung untereinander und schließt selbstverständlich nicht aus, dass uns Personalverantwortliche nach geeigneten Kandidatinnen für zu besetzende Dienstposten fragen.   
Schwenk: Wir sind weit von einer Parität auf Führungsebene entfernt. Ich war schon immer jemand, die gestalten will, wenn es noch nicht gut ist. Das Netzwerk ist eine großartige Möglichkeit, gemeinsam Veränderung zu erreichen. 
Riecken: Ich leite im BMFSFJ das Referat Frauen in Führungspositionen und Gleichstellungsgesetze für den öffentlichen Dienst. Wir haben einen Plan „FüPo 2025“ entwickelt, der die Bundesregierung dabei unterstützen soll, das gesetzliche Ziel der gleichberechtigten Besetzung in Führungspositionen in der öffentlichen Verwaltung bis Ende 2025 zu erreichen. Frauennetzwerke zu unterstützen ist ein Teil davon. Daher kann ich im Netzwerk berufliches und privates Engagement perfekt verbinden. Im Netzwerk sind so viele großartige Frauen und ich empfinde gerade die Sichtweisen aus den verschiedenen Ressorts als sehr bereichernd. 

Der öffentliche Dienst als Vorbild
Wie wichtig Frauen in den Führungspositionen sind, macht Milanie Kreutz, Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, deutlich: „Gemischte Teams sind die besten Teams. Es ist weder repräsentativ noch tragbar, wenn sich der Frauenanteil ausdünnt, je höher man Leitungsebenen blickt. Netzwerke wie ‚Frauen machen Bund‘ sind daher eine hervorragende Möglichkeit, auf diese Disparität aufmerksam zu machen, Frauen mit Führungsambitionen zu unterstützen und Unentschlossene zu motivieren. Die Bundesministerien haben eine Vorbildrolle gegenüber anderen Institutionen und der Privatwirtschaft. Wir hoffen daher, dass sich das Netzwerk als Vorreiter etabliert und sich weitere Frauennetzwerke in anderen Arbeitsstellen nach diesem Vorbild herausbilden.“

Wie bewerten Sie den bisherigen Erfolg des Netzwerks?
Staffa: Mit aktuell über 120 tollen Frauen sind wir das größte Frauennetzwerk in der Bundesverwaltung, das über alle Ressorts hinweg Frauen in Führungspositionen fördert. Wir werden uns als Netzwerk zukünftig auch verstärkt in inhaltliche Debatten einbringen. Rotationsmodelle oder Jobsharing sind für uns ganz wichtige Themen, die bislang mehr oder weniger brachliegen. 
Riecken: Wir merken, dass das Netzwerk insbesondere im vergangenen Jahr immer bekannter wurde und ich oft darauf angesprochen wurde, so auch z.B. bei unserer großen Auftaktveranstaltung zu Führen in Teilzeit in obersten Bundesbehörden. 

Inwieweit können Netzwerke wie dieses Phänomenen, wie Glass Ceiling und anderer Formen der Diskriminierung im Beruf, etwas entgegensetzen?
Staffa: Netzwerke sind aus vielen Gesichtspunkten wichtig. Ich setze mich für eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männer in Führungspositionen ein, weil ich überzeugt bin, dass sich dies positiv auf die Qualität der Arbeitsergebnisse und auf die Arbeitszufriedenheit der Beschäftigten auswirkt. Ich finde es darüber hinaus wichtig, dass mehr Menschen aus Ostdeutschland Führungspositionen einnehmen. Wir benötigen auch unter diesem Aspekt mehr weibliche Vorbilder.
Schwenk: Wir können uns gegenseitig stärken, wenn wir vor denselben Schwierigkeiten stehen. Nur gemeinsam und mit gegenseitiger Unterstützung können Frauen diese Phänomene durchbrechen.
Riecken: Für mich ist der Austausch mit den Frauen im Netzwerk sehr bereichernd und wir geben uns gegenseitig Kraft und Mut. Außerdem können wir uns informell über die Herausforderungen als Führungskraft in der Bundesverwaltung austauschen und damit z.B. Glass Cieling entgegenwirken.

„Trauen Sie sich, wir brauchen Sie."

Was sagen Sie Frauen, um sie zu ermutigen, selbst die Führung zu übernehmen? 
Staffa: Traut es Euch zu und legt die Angst beiseite. Führung macht Freude und entwickelt die eigene Persönlichkeit weiter.
Schwenk: Wenn zu mir eine Frau kommt und Zweifel hat, ob sie für eine Position geeignet ist, sage ich ihr: Solange Du noch darüber nachdenkst, ob Du auch wirklich alle geforderten Qualifikationen perfekt erfüllst, hat der Mann sich schon längst beworben – ohne an seiner Geeignetheit je gezweifelt zu haben. Selbstreflexion ist wichtig, aber nutze die Chancen, die sich ergeben. Chefin sein ist herausfordernd und manchmal beängstigend, aber es gibt einem die Möglichkeit Dinge zu ändern, die einem wichtig sind.
Riecken: Ich versuche, gerade auch Frauen mit Kindern oder Pflegeaufgaben, die oftmals in Teilzeit arbeiten, für Führungspositionen zu ermutigen. Es ist eine große logistische Herausforderung, beide Dinge zu vereinen, aber es lohnt sich. Und ich versuche, die Frauen zu ermutigen, mit ihren Partner*innen in Verhandlungen zu gehen. Damit es nicht automatisch die Frauen sind, die zurückstecken, wenn das Kind morgens Fieber hat und jemand zu Hause bleiben muss. Außerdem erarbeiten wir im BMFSFJ gemeinsam mit dem dbb in einem Modellprojekt Handlungsempfehlungen, wie Führen in Teilzeit in der Bundesverwaltung gelingen kann.

Modellprojekt „Führen in Teilzeit“
Das Projekt des Harriet-Taylor-Mill-Instituts für Ökonomie und Geschlechterforschung der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin wird vom BMFSFJ gefördert und von der dbb bundesfrauenvertretung eng begleitet. Es soll die Rahmenbedingungen für Führung in Teilzeit verbessern und Modelle der Teilzeitführung in der Bundesverwaltung sollen an Relevanz und Sichtbarkeit gewinnen. Ziel ist es, über einen praxisnahen Handlungsleitfaden aufzuzeigen, wie Führen in Teilzeit funktionieren kann - ob als Einzelführungskraft oder im Tandem. „Wir wollen damit mehr Aufmerksamkeit für flexible Arbeitszeitmodelle für Führungskräfte generieren und praktische Wege aufzeigen, um die Vereinbarkeit von Familie und Führungspositionen zu verbessern“, erklärt Milanie Kreutz. „Das soll Frauen den Sprung in die Führungsetage erleichtern und mehr kompetente und motivierte Frauen ermutigen. Ich kann unentschlossenen Frauen nur sagen: Trauen Sie sich – wir brauchen Sie in den oberen Etagen.“

Vielen Dank für das Interview!

Ab dem 18. Januar 2024 gibt es unter www.frauen-machen-bund.de mehr Informationen über die Positionen, Termine und Ziele des Netzwerks.

 

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  • 18. Frauenpolitische Fachtagung
    Am 16. April 2024 lädt die dbb bundesfrauenvertretung zur 18. Frauenpolitischen Fachtagung im dbb forum Berlin ein. Unter dem Thema "Familie, Sorgearbeit, Altersarmut - die CAREseite der Medaille" widmen wir uns den Herausforderungen rund um (un-)bezahlte Care-Arbeit.