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Hauptversammlung in Nürnberg

Mehr Frauen in den öffentlichen Dienst

Auf der Hauptversammlung der dbb frauen vom 7. bis 9. September in Nürnberg wurden wichtige Weichen für die Zukunft gestellt. Neben den politischen Impulsen und der gewerkschaftlichen Arbeit kamen der gemeinsame Austausch und der kulturelle Input natürlich nicht zu kurz.

Milanie Kreutz, Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, schilderte in ihrer Eröffnungsrede den Stand der Dinge: „Wir brauchen dringend mehr Frauen in besser bezahlten Berufen und in Führungspositionen. Denn gemischte Teams sind die besten Teams. Dennoch sind es primär Frauen, die Kinder oder Angehörige betreuen und pflegen und deshalb nur in Teilzeit oder in manchen Fällen sogar gar nicht arbeiten – weil ein Tag nun mal nur 24 Stunden hat.“ Sie forderte mehr finanzielle Hilfe, um Beruf und Familie zu vereinigen. „Die Politik darf unbezahlte Care-Arbeit nicht gegen Erwerbstätigkeit ausspielen. Wir brauchen Hilfen bei der Organisation von Betreuungsplätzen, flexible Arbeitszeitlösungen sowie bezahlte Auszeiten für pflegende Angehörige. Gleichzeitig müssen wir typische Frauenberufe – beispielsweise im Sozial-, Erziehungs- und Gesundheitswesen finanziell aufwerten.“ Derzeit sind in Deutschland 85 Prozent der Männer erwerbstätig, aber nur 77 Prozent der Frauen.   

Finanz- und Heimatminister Albert Füracker sprach sich in seiner Rede für gleiche Chancen und Möglichkeiten für alle aus. „Der Bayerischen Staatsregierung ist es ein großes Anliegen, die Erwerbstätigkeit von Frauen zu steigern. Bereits jetzt haben wir – nicht zuletzt dank des unermüdlichen Einsatzes der Bundesfrauenvertretung – die Gleichstellung von Frauen und Männern maßgeblich positiv beeinflusst. Wir bieten nicht nur eine sehr gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sondern auch gleiche Karrieremöglichkeiten. Über 60 Prozent des Personals in der Staats- und Kommunalverwaltung sind Frauen – der öffentliche Dienst kommt nur gemeinsam mit seinen Frauen voran!“ Er bedankte sich bei der Bundesfrauenvertretung für ihre bedeutsame und herausragende Arbeit. 

Mehr Ganztagsbetreuung, mehr Gleichstellung, mehr Mitgestaltung 

Auf der Podiumsdiskussion am zweiten Tag diskutierte Milanie Kreutz mit Vertreterinnen und Vertretern aus der bayerischen Landespolitik zum Thema „Wie können wir die Erwerbstätigkeit von Frauen steigern? Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Freistaat Bayern“. Elmar Hayn, Sprecher für Fragen des öffentlichen Dienstes der Grünen im bayerischen Landtag, Arif Taşdelen, stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender und Sprecher der SPD-Landtagsfraktion für Fragen des öffentlichen Diensts, Gabi Schmidt, Sprecherin Frauen und Gleichstellung der Freien Wähler im bayerischen Landtag und Matthias Fischbach, bildungspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im bayerischen Landtag, stellten sich den Fragen von Milanie Kreutz und dem Publikum.   

Milanie Kreutz forderte mehr Anstrengungen bei der Gleichstellung im Arbeitsleben, insbesondere bei der Aufteilung von Elternzeit: „Es muss mehrere Anreize für die Erwerbstätigkeit von Frauen geben, die gerechte Aufteilung von Care-Arbeit ist einer davon. Das gilt insbesondere auch für die Elternzeit. Gleichstellung gibt es nicht umsonst. Die Politik kann nicht erwarten, dass die Frauen schon von alleine kommen.“  

Insbesondere über das Thema Ganztagesbetreuung wurde umfänglich diskutiert: So forderte Elmar Hayn, dass der politische Wille zum Ausbau der Ganztagesbetreuung sowohl auf Landesebene als auch auf Ebene der Kommunen vorhanden sein müsse. Er sehe leider zu häufig, dass die Kommunen die Betreuung bei der Priorisierung hintenanstellen. Arif Taşdelen schlug vor, dass die verschiedenen politischen Ebenen dringend ihre Zuständigkeiten beispielsweise für die Ganztagsbetreuung neu aushandeln sollten. Matthias Fischbach erklärte, dass für viele Kommunen die finanzielle Herausforderung nicht im Ausbau der Ganztagesbetreuung liege, sondern im langjährigen Erhalt.    

Konsens bestand darin, dass der öffentliche Dienst attraktiver für Frauen werden müsse. „Vielfach ist die Ausstrahlung vieler Behörden gerade für junge Bewerberinnen zu unsexy. Die Privatwirtschaft ist da attraktiver. Frauen wollen einen schnittigen Arbeitsplatz in einer schnittigen Behörde“, erklärte Gaby Schmidt. Arif Taşdelen sah eine Lösung darin, die Bedeutung von Gleichstellungsbeauftragten in den Dienststellen klarer hervorzuheben. 

Auch die politische Teilhabe von Frauen war ein wichtiges Thema. Elmar Hayn erklärte, dass sich das Ungleichgewicht zwischen Beruf und Familie sehr negativ auf die politische Mitgestaltung von Frauen auswirke. Zwar hätte es Vorschläge gegeben, die parlamentarische Arbeit auch für Menschen zu ermöglichen, die aufgrund von Kinderbetreuung oder Care-Arbeit im Allgemeinen nicht an der Politik teilnehmen könnten. Dies sei im Landtag allerdings abgelehnt worden. Gaby Schmidt mahnte an, dass Familienpolitik nicht mehr einzig und allein ein Frauenthema bleiben dürfe.   

Nürnberg: Historische Altstadt, topaktuelle Politik und futuristische Exponate  

Neben dem politischen Teil wurde natürlich ausgiebig getagt. Milanie Kreutz, Rainer Nachtigall, Vorsitzender des Bayerischen Beamtenbundes (BBB) und dbb Tarifchef Volker Geyer klärten über den aktuellen Stand der Dinge in ihrem Fachbereich auf. Hier standen insbesondere die anstehende Einkommensrunde der Länder und die Nachbesprechung der Frauenpolitischen Fachtagung im Juni im Fokus. Die rege Partizipation der anderen Teilnehmerinnen zeigte den Gestaltungswillen, aber auch den Redebedarf auf. Insgesamt war die Stimmung sehr gut und die meisten Teilnehmerinnen freuten sich darüber, sich austauschen und netzwerken zu können.  

Abseits der Tagung war ebenfalls einiges geboten: So stand für den Freitagnachmittag ein Empfang beim Nürnberger Oberbürgermeister Marcus König auf dem Plan. Der Empfang fand im „Schönen Saal“ des Nürnberger Rathauses statt, der seinem Namen alle Ehre machte. Auf dem Weg vom Hotel zum Rathaus nutzten die Teilnehmerinnen die Gelegenheit, bei bestem Wetter durch die wunderschöne Nürnberger Altstadt zu schlendern. Anschließend ging es in die Zweigstelle des Deutschen Museums, das sogenannte Zukunftsmuseum. Hier gab es verschiedenste Exponate zu sehen, die sich mit der Technik und den gesellschaftlichen Herausforderungen in den kommenden 50 Jahren auseinandersetzen. Am Abend ließen die Teilnehmerinnen im Restaurant „Bratwurst Röslein“ am Marktplatz bei traditioneller fränkischer Küche und guten Gesprächen den Abend ausklingen. Nicht zu vergessen war das angenehme Ambiente des Hotels Sheraton, in dem die Tagung stattfand und die Teilnehmerinnen untergebracht waren.  

Wie wenige Monate zuvor die Fachtagung bewies auch die Hauptversammlung den Gestaltungswillen der dbb frauen. Für die Zukunft wurden viele wichtige Punkte ausgetauscht und wichtige Entscheidungen getroffen. Wir möchten an dieser Stelle allen Teilnehmerinnen, Referentinnen und Referenten danken, sowie allen Organisatorinnen und Organisatoren, ohne die diese tolle Veranstaltung gar nicht erst möglich gewesen wäre. Wir freuen uns, Sie alle spätestens bei der nächsten Hauptversammlung wiederzusehen! 

 

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  • 18. Frauenpolitische Fachtagung
    Am 16. April 2024 lädt die dbb bundesfrauenvertretung zur 18. Frauenpolitischen Fachtagung im dbb forum Berlin ein. Unter dem Thema "Familie, Sorgearbeit, Altersarmut - die CAREseite der Medaille" widmen wir uns den Herausforderungen rund um (un-)bezahlte Care-Arbeit.