• Milanie Kreutz im Live-Gespräch mit Astrid Siemes-Knoblich

Equal Pay Day

dbb frauen: Mehr Frauensolidarität

Im Schnitt verdienen Frauen immer noch weniger als Männer. Ein Unding – mehr Initiative von Politik und Gesellschaft, diese Ungleichheit zu beseitigen, ist zwingend notwendig.

„Es ist höchste Zeit für Equal Pay – und zwar auch im öffentlichen Dienst!“, betonte Milanie Kreutz, stellvertretende dbb Bundesvorsitzende und Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung anlässlich des Equal Pay Day am 6. März. „Der Fokus muss auf der Schaffung von Rahmenbedingungen liegen, die Führung, Aufstieg und Beurteilungen neu definieren, während Care-Arbeit gerecht verteilt wird.“ Am Tag davor hatten die dbb frauen bereits in einem digitalen Live-Gespräch mit Astrid Siemes-Knoblich, der ehemaligen Bürgermeisterin der Stadt Müllheim und erfolgreicher Equal Pay Klägerin, wichtige Impulse zu Equal Pay und Frauensolidarität im öffentlichen Dienst gesetzt. Dabei wurde deutlich, wie entscheidend die Förderung von Frauen und die Schließung des Gender Pay Gaps sind. 

Die Corona-Pandemie habe allen die gravierenden Unterschiede zwischen den ‚typischen‘ Frauenberufen, beispielsweise in der Pflege oder Erziehung, und den Männerberufen bewusstgemacht: „Gerade im Care-Bereich werden die Beschäftigten per se schlechter bezahlt als in den ‚Männerberufen‘“, erklärte Kreutz. Als Schlüsselfähigkeiten für die Männerberufe werden oft „Selbständigkeit“ und „Verantwortung“ angegeben. „Dabei tragen doch diejenigen, die in der Care-Branche arbeiten und für die frühesten, entscheidenden und verletzlichsten Phasen eines Menschen zuständig sind, eine riesige Verantwortung. Auf diese Diskrepanz wollen wir am heutigen Equal Pay Day aufmerksam machen und fordern mehr Maßnahmen seitens der Politik und mehr Courage von der Gesellschaft, den Gender Pay Gap zu schließen.“ 

Weiterhin große Hürden für Frauen in Führungspositionen

Für Frauen sei es immer noch schwierig, in Führungsetagen vorzudringen, die überwiegend von Männern besetzt werden. Dadurch ergebe sich ein Teufelskreis: „Ein geringer Frauenanteil ist für viele Frauen ein großes Hemmnis, sich zu bewerben, wodurch auch der Frauenanteil nicht wächst. Wir müssen diesen Teufelskreis in eine selbsterfüllende Prophezeiung umkehren: Ein hoher Frauenanteil motiviert mehr Frauen, sich in die Führungsebene zu begeben. Wir glauben auch, dass Führen in Teilzeit oder Führen im Tandem dazu führt, dass mehr Frauen sich in Führungspositionen begeben.“ Die dbb frauen haben gemeinsam mit dem BMFSFJ das Projekt „Führen in Teilzeit“ gestartet. „Leider sind insbesondere bei den älteren Generationen Geschlechterstereotype immer noch stark verankert“, beklagte Kreutz. Dies schlage sich bei den Frauen dann in den für sie vorgesehenen Tätigkeiten und insbesondere in der Bezahlung nieder. „Wir erleben häufig, dass Frauen von ihren männlichen Kollegen nicht für voll genommen werden, oder, dass Frauen zwar in Führungspositionen kommen, aber sich dort nicht lange halten – oder gehalten werden.“ Hier brauche es ein dringendes Umdenken in der Gesellschaft, um mit den antiquierten und schädlichen Rollenklischees zu brechen. 

Die dbb frauen haben in ihrer Arbeit zu Equal Pay festgestellt, dass Bezeichnungen wie „zielstrebig“ oder „durchsetzungsstark“ eher männlichen Teamkolleginnen zugesprochen wurden, während „kommunikativ“ und teambewusst“ eher weiblich konnotiert wurde. „Schon in der Bewertung von Stellen oder Personen liegt eine Ungleichheit vor“, erklärte Kreutz, „‚zielstrebig‘ oder ‚durchsetzungsstark‘ bedeuten übersetzt mehr Belastbarkeit und Flexibilität. Wenn ich aber in Teilzeit arbeite und an die Öffnungszeiten des Kindergartens gebunden bin, dann bin ich nicht flexibel.“ Die dbb frauen versuchen, diejenigen, die für Stellenvergaben zuständig sind, für solche Fallstricke zu sensibilisieren. „Das ist einer der Gründe, warum wir uns für gemischte Führungsteams stark machen. So hat man unterschiedliche Perspektiven bei der Beurteilung. Wir würden uns auch wünschen, dass bei der Beurteilung gleichstellungsrelevante Aspekte im Team berücksichtigt werden. Das sind für uns wichtige strukturelle Rahmenbedingungen.“ 

„Wir dürfen die Kompetenzen der Frauen nicht verlieren“, machte Kreutz klar. Frauen sollen nicht in die Situation kommen, dass sie sich die Verantwortung und Selbstständigkeit für eine Stelle nicht zutrauen. „Der öffentliche Dienst steht natürlich mit beiden Beinen auf der Verfassung und dem Grundgesetz. Doch in der Ausübung geht es nicht immer so gerecht zu, was es Frauen oft schwermacht. Gleichzeitig haben wir es derzeit mit einer extremen Gefahr von rechts zu tun. Daher ist es an der Zeit, dieses Paket festzuzurren und mehr Frauensolidarität zu zeigen.“ 

 

Hintergrund:

Das statistische Bundesamt hat am 18. Januar 2024 die aktuellen Zahlen zum Gender Pay Gap in Deutschland vorgelegt. Der unbereinigte Gender Pay Gap ist seit Beginn der Messung im Jahr 2006 von 23 Prozent auf 18 Prozent gesunken, wo er seit 2020 unverändert verharrt. Der bereinigte Gender Pay Gap, welcher Unterschiede in Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiografien berücksichtigt, beträgt 6 Prozent.

 

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